Dienstag, 11. März 2014

Ausflug ins Schulmuseum

Gestern schien die Sonne so schön, dass ich beschloss nicht 10 Minuten auf die nächste Straßenbahn zu warten, sondern zu Fuß loszumarschieren. Tja, und dann stand ich plötzlich vor der einladend offenstehenden Tür des Schulmuseums. Auf zwei Etagen kann der Besucher über 100 Jahre Schulgeschichte erleben. Von der Kaiserzeit, über die Kriegszeit bis hin zur Schule in der DDR.




Auf knarrenden Stufen bin ich in die 2. Etage gelaufen, öffnete die schwere Tür und stand plötzlich allein in dem langen Museumsflur. Schnell noch Jacke und Einkauf eingeschlossen und die Kamera gezückt. Los geht´s. :)

Zunächst betrat ich den Klassenraum aus der Kaiserzeit. Das Museum bietet auch "Historische Unterrichtsstunden" an, dort erhalten die "Schüler" Matrosenhemd bzw. Schürze, sowie Griffel und Schiefertafel.

Volksschule um 1900

Zunächst setzte sich der Matrosenanzug als Kinderbekleidung in der Oberschicht durch. Später fand der "Kieler-Anzug" auch seinen Weg in die anderen Bevölkerungsschichten. Für Mädchen gab es einen Faltenrock und eine Bluse mit Matrosenkragen. Mit dem Tragen dieser Kleidung wurde die patriotische Gesinnung unterstrichen. Ihre Beliebtheit kann mit dem heutigen T-shirt oder der legendären Jeans verglichen werden. Trends gab es also schon immer. :)

Matrosenanzug
Auch die Schulzeit zwischen 1933 und 1945 wird im Museum gezeigt. Für Schulklassen gibt es hier interessante Angebote.

Klassenraum aus der Kriegszeit

Die Zeitreise führte mich weiter in die DDR-Zeit. Ein Klassenzimmer aus den 70er Jahren wurde mit Original Tischen, Stühlen und Büchern eingerichtet. Als ich den Raum betrat, fühlte ich mich auf einmal in meine eigene Schulzeit zurückversetzt. Ich wurde zwar erst 1994 eingeschult, aber es gab da noch immer das Mobiliar aus DDR Zeiten. In meiner Grundschulzeit saß ich also am Anfang noch an den gleichen Tischen, die jetzt im Museum stehen. Zu Hause liegen auf dem Dachboden noch die gleichen Schulbücher, die ich in der Vitrine im Klassenzimmer sah.

DDR-Klassenzimmer, 1970er Jahre

Im Flur des Museums gibt es eine Ausstellung mit Bildern aus Schulbüchern, wie der legendären Fibel. Auch die Fibel hat in den letzten Jahren einen Wandel durchgemacht. Die Rolle und die Aufgaben von Oma, Opa, Mama und Papa haben sich geändert.




Ich glaube mich zu erinnern, dass das letzte Bild "Ina hilft Papa" auch in meiner 1994er Fibel noch abgebildet war. :)


So noch ein letzter Blick in den Museumsflur und schon ist meine einstündige Zeitreise vorbei. Schön war´s. Ich konnte von Raum zu Raum gehen und viel entdecken. Ich habe euch noch lange nicht alle Räume gezeigt. Den Rest könnt ihr selbst entdecken. Schaut doch einfach mal vorbei. Der Eintritt ist frei. Nach Voranmeldung wird´s für Schulkassen und andere Gruppen auch interaktiv. Vielleicht mit einer Schulstunde zur Kaiserzeit oder zur DDR-Zeit?

Als ich im Sonnenschein vor der Tür des Museums stand, schoss mir die Frage in den Kopf: Wie wird wohl die jetzige Zeit einmal im Museum zu sehen sein? Wird unser Fortschritt gelobt werden, wird vielleicht gezeigt, dass auch diese Zeit voll von Propaganda und Meinungsmache ist?

5 Kommentare:

  1. Schön präsentiert und bildlich eine gute Übersicht von dem Schulmuseum ...
    Ich fühle mich auf dem Bild 2 (Volksschule um 1900) sehr angetan, weil es
    mich an meine ersten Schuljahre erinnert ...
    Grüßle aus dem Ruhrgebiet ...

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    1. Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Wenn man noch selbst zur Schule geht, möchte man am liebsten, dass diese Zeit schnell vorbeigeht. Wenn dann aber erst einmal die Schulzeit einige Jahre zurückliegt, möchte man wieder "Schulkind" sein und erinnert sich gern an die "guten alten Zeiten" zurück. Ist jedenfalls bei mir so. Ich überlege schon, ob ich im Sommer meine Geburtstagsgäste ins Museum "entführe" und dann müssen wir alle nochmal die Schulbank drücken. :) So eine historische Schulstunde ist bestimmt interessant.

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  2. Ja liebe Myriam, ab einem gewissen Alter möchte man doch nicht mehr wieder Kind oder Jugendlicher sein ... So geht es denke ich vielen im Senioren-alter. Aber sicherlich eine gute Idee von Dir, einmal deine Geburtstagsgäste zu so einer Erinnerungsstunde ins Schulmuseum zu laden ... Ich denke da werden viele Erinnerungen und Spökschen , Dönekes aus längst vergangenen Zeiten geweckt. Das würde sicherlich eine Lustige plauder und kicher-runde zustande kommen ...
    PS.Dönkes, Spökschen, Sprüche erzählen; im Ruhrgebiets-deutsch: heitere kleine Erzählung, die einen ungewöhnlichen, oft witzigen Ausgang hat;
    Liebe Grüße ... W.

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  3. Eine sehr schöne Zeitreise.
    Zu meiner Schulzeit habe ich mir immer gewünscht schnell aus der Schule zu kommen, aber jetzt vermisse ich die Schulzeit doch irgendwie. Ich hätte nicht gedacht, dass ich selbst auch so denken würde, obwohl mir das immer von anderen erzählt wurde. Dabei ist meine Schulzeit auch noch nicht sooo lange her...
    Ich weiß noch, in meiner Grundschule gabs auch noch diese Holztische und Stühle. Als ich die Schule verließ war alles natürlich schon viel moderner. Hachja... schöne Erinnerungen : )

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  4. Hallo, ich wusste gar nicht das es in Leipzig sowas gibt. Toller Tip, ist gleich abgespeichert. Dort werde ich demnächst ganz sicher einmal hingehen.

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