Freitag, 21. März 2014

Kamerun - Afrique en miniature (1) Ankunft im Busch

Letztes Jahr im Oktober bekam Christoph einen Anruf von seinem ehemaligen Kommilitonen Thomas, dieser überzeugte ihn kurzfristig als Ersatz bei einem Hilfsprojekt in Kamerun einzuspringen. Für Christoph war dies die erste Reise nach Afrika. In einem Interview sprach er mit mir über seine Erfahrungen, Reisevorbereitungen und den Verein Kamaruta.

Fähre am Mbam


Myriam: So Christoph, nun bist du Wirtschaftsinformatiker. Was war deine Aufgabe bei dem Projekt?

Christoph: Das Projekt ist Teil der andauernden Bemühungen des deutschen Vereins Kamaruta, in Kamerun Verbesserungen im Gesundheitswesen zu erwirken. Meine Tätigkeit bestand darin die Anforderungen für die vom Bistum Bafia betriebenen Apotheken zu analysieren. Die Hauptapotheke und die Lager der 12 Krankenstationen im Umland sollen beispielsweise eine Medikamentenverwaltung erhalten, um einen Überblick über Verfallsdaten und Bestellvorgänge zu haben. Nach der Reise werde ich auch an der Umsetzung der Anforderungen in Form einer Individualsoftware mitwirken.


Myriam:  Im Vorfeld deiner Reise haben wir uns bereits unterhalten und du hast mir erzählt, dass es eine Menge zu organisieren gab und dass bis zuletzt nicht feststand, ob du nach Kamerun fliegst. Was war da los?

Christoph: Die Einreise ist nicht so einfach wie wir es aus der EU gewohnt sind. Um ein Visum für Kamerun beantragen zu können, benötigt man unter anderem den Nachweis über einen gebuchten Rückflug und ein Einladungsschreiben. Das Visum hat üblicherweise eine Bearbeitungsdauer von mindestens zwei Wochen. Zwei Wochen vor dem geplanten Abflug kam erst das Einladungsschreiben, das genau eine Woche im März umfasste. Dies in der Hand konnten wir unsere Flüge (leider ohne Frühbucherrabatt) buchen und anschließend den Antrag beim Honorarkonsulat in Hanau stellen. Es war also ein sehr knappes Timing, das durch rasches Handeln des Honorarkonsulats noch gut ausging.


Myriam: Als du aus dem Flugzeug ausgestiegen bist, was war dein erster Gedanke ?

Christoph: Heiß! :) Tagsüber waren es so um die 36°C. Nachts sanken die Temperaturen nicht unter 20°C. Ich war mitten im Land. Dort war die Luft trocken und heiß. Es hat schon eine Weile nicht mehr geregnet.

Myriam: Du hattest das große Glück letztendlich nicht alleine nach Kamerun zu fliegen. Wer hat dich begleitet?

Christoph: Durch priavte Umstände war Thomas für die Reise verhindert. Er hat allerdings einen sehr guten Ersatz finden können. Begleitet wurde ich von Stephen, der aus Ghana stammt, seit vielen Jahren in Neu-Ulm lebt und dort als IT-Dienstleister eine eigene Firma führt. Er engagiert sich auch für verschiedene Hilfsvorhaben in Ghana. Stephen war bereits für ein früheres Projekt (Mbingo-Krankenhaus in Bamenda) vor zwei Jahren in Kamerun und hat auch andere Länder Afrikas schon oft bereist. Er kennt sich mit den örtlichen Gegebenheiten gut aus.

  
Myriam: Amtssprache in Kamerun ist Französisch, nur wenige Bezirke verwenden Englisch, hinzukommen zahlreiche regionale Dialekte. Wie habt ihr euch vor Ort verständigt?

Christoph: Ich war in einem französischen Distrikt. Weder Stephen noch ich können diese Sprache, doch hatten wir eine deutschstämmige Schwester vom Krankenhaus zur Seite gestellt bekommen. Schwester Brigitte hat uns die komplette Zeit begleitet und unermüdlich gewissenhaft alles übersetzt. Normalerweise arbeitet sie als reisende Krankenschwester im Busch, wurde aber für unser Projekt freigestellt. Ebenfalls wurden wir von Jean begleitet, der die Apotheke leitet. Mit ihm konnten wir etwas Englisch sprechen.



Myriam: Es ist kein Geheimnis, dass du ein absoluter Mc Donalds Fan bist. Nun gibt´s in Kamerun keine Filiale. Wie hast du dich ernährt? Welche leckeren Gerichte hast du kennengelernt?

Christoph: *hust* Ja, das mit Mc Donalds stimmt. Aber ich hab es in Kamerun keinen Tag lang vermisst.
Das Essen war gut. Es gab landesspezifische Spezialitäten, aber auch Essen, wie man es aus Europa, insbesondere Frankreich gewohnt ist.
Morgens hatten wir Baguette und Milchbrötchen mit hausgemachter frischer Mango- und Annanasmarmelade sowie Tee und kühles Wasser. Manchmal auch Rührei mit Gemüse oder Spiegelei.
Mittags gab es gebackenen Fisch, Hühnerschenkel, Möhren und Krautsalat. Dazu Kartoffeln, die in Kamerun eher selten auf den Tisch kommen, Reis und Kochbananen, die im Geschmack und der Konsistenz einer Kartoffel ähneln. Eine andere Spezialität ist "Njamma-jamma", ein spinatartiges Kraut, das mit Zwiebeln gekocht wird. Weiterhin gab es extrem scharfe Pasten von denen ich die Finger oder besser gesagt die Zunge lassen musste.

links: Kochbananen, rechts: Bohnen und Avocado

unten: Maniok in Blättern

rechts: Möhren und Njamma-jamma


Im zweiten Teil erfahrt ihr mehr über die Arbeit von Schwester Brigitte, die schon mehrere Jahrzehnte als Krankenschwester tätig ist, bekommt einen Einblick ins Krankenhaus und erfahrt u.a. was es mit einer Kiste voll Handys auf sich hat. Seid gespannt! :)

Fotos: C. Jobst

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