Letztes Jahr im Oktober bekam Christoph einen Anruf von seinem ehemaligen Kommilitonen Thomas, dieser überzeugte ihn kurzfristig als Ersatz bei einem Hilfsprojekt in Kamerun einzuspringen. Für Christoph war dies die erste Reise nach Afrika. In einem Interview sprach er mit mir über seine Erfahrungen, Reisevorbereitungen und den Verein Kamaruta.
Fähre am Mbam |
Myriam: So Christoph, nun bist du Wirtschaftsinformatiker. Was war deine Aufgabe bei dem Projekt?
Christoph: Das Projekt ist Teil der andauernden
Bemühungen des deutschen Vereins Kamaruta, in Kamerun Verbesserungen im
Gesundheitswesen zu erwirken. Meine Tätigkeit bestand darin die Anforderungen für die vom Bistum Bafia
betriebenen Apotheken zu analysieren. Die Hauptapotheke und die Lager der 12
Krankenstationen im Umland sollen beispielsweise eine
Medikamentenverwaltung erhalten, um einen Überblick über
Verfallsdaten und Bestellvorgänge zu haben. Nach der Reise werde ich
auch an der Umsetzung der Anforderungen in Form einer
Individualsoftware mitwirken.
Myriam: Im Vorfeld deiner Reise haben wir uns bereits unterhalten und du hast mir erzählt, dass es eine Menge zu organisieren gab und dass bis zuletzt nicht feststand, ob du nach Kamerun fliegst. Was war da los?
Christoph: Die Einreise ist nicht so einfach wie wir es aus der EU gewohnt sind. Um ein Visum für Kamerun
beantragen zu können, benötigt man unter anderem den Nachweis über
einen gebuchten Rückflug und ein Einladungsschreiben. Das Visum hat
üblicherweise eine Bearbeitungsdauer von mindestens zwei Wochen.
Zwei Wochen vor dem geplanten Abflug kam erst das Einladungsschreiben, das
genau eine Woche im März umfasste. Dies in der Hand konnten wir
unsere Flüge (leider ohne Frühbucherrabatt) buchen und anschließend
den Antrag beim Honorarkonsulat in Hanau stellen. Es war also ein sehr knappes
Timing, das durch rasches Handeln des Honorarkonsulats noch gut
ausging.
Myriam: Als du aus dem Flugzeug ausgestiegen bist, was war dein erster Gedanke ?
Christoph: Heiß! :) Tagsüber waren es so um die 36°C. Nachts sanken die Temperaturen nicht unter 20°C. Ich war mitten im Land. Dort war die Luft trocken und heiß. Es hat schon eine Weile nicht mehr geregnet.
Myriam: Du hattest das große Glück letztendlich nicht alleine nach Kamerun zu fliegen. Wer hat dich begleitet?
Christoph: Durch priavte Umstände war Thomas für
die Reise verhindert. Er hat allerdings einen sehr guten Ersatz finden können.
Begleitet wurde ich von Stephen, der aus Ghana stammt, seit vielen
Jahren in Neu-Ulm lebt und dort als IT-Dienstleister eine eigene
Firma führt. Er engagiert sich auch für verschiedene Hilfsvorhaben in Ghana. Stephen war bereits für ein früheres Projekt
(Mbingo-Krankenhaus in Bamenda) vor zwei Jahren in Kamerun und hat
auch andere Länder Afrikas schon oft bereist. Er kennt sich mit den
örtlichen Gegebenheiten gut aus.
Myriam: Amtssprache in Kamerun ist Französisch, nur wenige Bezirke verwenden Englisch, hinzukommen zahlreiche regionale Dialekte. Wie habt ihr euch vor Ort verständigt?
Christoph: Ich war in einem französischen
Distrikt. Weder Stephen noch ich können diese Sprache, doch hatten
wir eine deutschstämmige Schwester vom Krankenhaus zur Seite
gestellt bekommen. Schwester Brigitte hat uns die komplette Zeit
begleitet und unermüdlich gewissenhaft alles übersetzt.
Normalerweise arbeitet sie als reisende Krankenschwester im Busch,
wurde aber für unser Projekt freigestellt. Ebenfalls wurden wir von
Jean begleitet, der die Apotheke leitet. Mit ihm
konnten wir etwas Englisch sprechen.
Myriam: Es ist kein Geheimnis, dass du ein absoluter Mc Donalds Fan bist. Nun gibt´s in Kamerun keine Filiale. Wie hast du dich ernährt? Welche leckeren Gerichte hast du kennengelernt?
Christoph: *hust* Ja, das mit Mc Donalds stimmt. Aber ich hab es in Kamerun keinen Tag lang vermisst.
Das Essen war gut. Es gab
landesspezifische Spezialitäten, aber auch Essen, wie man es aus
Europa, insbesondere Frankreich gewohnt ist.
Morgens hatten wir Baguette und
Milchbrötchen mit hausgemachter frischer Mango- und Annanasmarmelade
sowie Tee und kühles Wasser. Manchmal auch Rührei mit Gemüse oder
Spiegelei.
Mittags gab es gebackenen Fisch,
Hühnerschenkel, Möhren und Krautsalat. Dazu Kartoffeln, die in
Kamerun eher selten auf den Tisch kommen, Reis und Kochbananen, die im Geschmack und der Konsistenz einer Kartoffel ähneln. Eine andere Spezialität ist "Njamma-jamma",
ein spinatartiges Kraut, das mit Zwiebeln gekocht wird.
Weiterhin gab es extrem scharfe Pasten von denen ich die Finger oder besser gesagt die Zunge lassen musste.
links: Kochbananen, rechts: Bohnen und Avocado |
unten: Maniok in Blättern |
rechts: Möhren und Njamma-jamma |
Im zweiten Teil erfahrt ihr mehr über die Arbeit von Schwester Brigitte, die schon mehrere Jahrzehnte als Krankenschwester tätig ist, bekommt einen Einblick ins Krankenhaus und erfahrt u.a. was es mit einer Kiste voll Handys auf sich hat. Seid gespannt! :)
Fotos: C. Jobst
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