Sonntag, 19. April 2020

[Teil 2] KW 16: Vier Wochen Homeoffice, Kaltakquise & Social Distancing

Die vergangenen vier Wochen waren sehr ähnlich. Kaum ein Highlight, kaum Abwechslung. Mich ergriff eine große Lethargie: Machen Kaltakquisecalls jetzt noch Sinn? Soll ich wirklich Kunden anrufen, und wenn ja, worüber soll ich mit ihnen sprechen? Das bringt doch sowieso alles nichts. Allein im Homeoffice und das ausgerechnet im neuen Job. Glücklicherweise fange ich mich immer recht schnell wieder und versuche das beste aus einer Situation zu machen und deren Chancen zu sehen und zu nutzen. Also meldete ich mich bei zahlreichen Webinaren an. Ich brauchte frischen Input, um aus meinem eigenen Karussell hinauszufinden.

Im Leipziger Palmengarten gehen die Menschen trotz Coronavirus spazieren und die genießen den Frühling.


Eine Vielzahl von Webinaren bot meine neue Firma an und ich saugte diese Veranstaltungen wie ein Schwamm in mich auf. Für kostenlose und gute Lernangebote bin ich immer zu haben. Aber nach zwei Wochen hatte ich keinen Bock mehr auf Webinare. Ich will wieder Menschen treffen und nicht nur mit ihnen chatten. Ich will wieder Freunde treffen und mit ihnen Zeit verbringen. Mich belastet es, dass ich mittwochs nicht zum Englischkurs kann, sondern dass wir die Stunde über WebRoom machen, wo es irgendwie immer technische Störungen gibt. Ich möchte wieder ins Café gehen oder mich einfach zum Frühstück verabreden können. Ich will wieder meine Kollegen im Büro sehen.

Momentan strukturierte ich meinen Tag so, dass ich mittags zwischen 12 bis 14 Uhr eine Pause einlegen konnte. In dieser Zeit habe ich mir etwas gekocht und war im Park spazieren. Ich beobachtete die Menschen im Park und das Auftreten von Polizei und Ordnungsamt. Alles rief ruhig und gesittet ab. Aber es war trotzdem viel im Park los - und das ist auch gut so. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht Bewegung. Der Wetterumschwung der Frühlingsstart hat die Menschen sicherlich auch verstärkt vor die Tür gelockt - und das ist auch gut so. 

Was ich übrigens überhaupt nicht verstehen kann, ist warum man seine Nachbarn, Freunde und Bekannte "denunziert". Sprecht die Leute doch einfach an und erklärt ihnen, dass sie sich eurer Meinung nach falsch verhalten anstatt sie anzuschwärzen. Vieles lässt sich auch so klären und die Polizei ist nicht zusätzlich noch belastet und andere Menschen wegen sowas anzuzeigen, erinnert mich persönlich an dunkle Zeiten in unserer deutschen Geschichte. Ja, auch damals dachten die Leute, sie würden das Richtige tun. Denkt mal darüber nach!

Und genau die Mischung aus neuem Input aus den Webinaren und dem angelesenen Wissen sowie dem bewussten Abschalten durch einen Parkspazierung brachten mir neue Energie und Kraft.
Ich rief bei der AutorInnen Zeitschrift Federwelt an und schlug vor, dass ich meinen vereinbarten Artikel durch ein aktuelles Thema ersetzen könne und so kam es, dass ich für die kommende Ausgabe einen Artikel zum Thema "Veranstaltungsfreie Zeit nutzen" schrieb. [Da in der Zwischenzeit die Buchläden wieder öffnen können, passten wir den Beitrag noch auf die aktuelle Situation an.] In dieser Zeit telefonierte ich auch mit Steffi Bieber-Geske vom Kinderbuchverlag Biber & Butzemann und wir sprachen über die aktuelle Situation und dass sie die BuchBerlin2020 schweren Herzens absagen mussten und nun für die BuchBerlin2021 eine Crowdfunding Kampagne über Startnext ins Leben rufen.

Insgesamt arbeite ich im Homeoffice täglich 2-3 Stunden länger - trotzdem habe ich das Gefühl weniger produktiv zu sein. Das ist auch der Grund warum ich weniger Zeit für meinen Blog habe und noch zahlreiche Reiseberichte nicht geschrieben habe. Ja, ich habe beschlossen weiterhin Reiseberichte zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich schreibe in meinen Berichten auch viel über örtliche Gegebenheiten oder zu Wirtschaftsthemen und gebe nicht nur Reisetipps, daher sind es nie reine Reiseberichte. Ein weiterer Punkt ist, dass ich keinen reinen Reiseblog habe, sondern über verschiedene Themen schreibe. Blogger und Bloggerinnen, die nur eine Nische, nämlich ein spezielles Reisethema haben, haben nun das große Nachsehen. Daher bin ich gerade froh, dass ich nicht auf den Zug "Ihr müsst unbedingt eine Nische haben" aufgesprungen bin.

Außerdem tut uns allen ein bisschen Normalität und Hobbys beibehalten gut. 

Ich konsumiere weniger Mainstream Medien und konzentriere mich dafür mehr auf Pressekonferenzen von der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut. Die Massenmedien schüren mir zu viel Angst und bauschen vieles auf. Ich brauche einfach nur die reinen Fakten und niemanden, der die mit eigener Färbung für mich aufbereitet. Dazu lese ich mir kritische und ausländische Berichte durch. Diesen Mix finde ich wichtig, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Facebook meide ich zur Zeit. Ich habe weder Zeit noch Lust mir diesen verbalen Meinungskrieg durchzulesen. Dafür lese ich wieder Bücher oder höre mir romantische Hörbücher an.

Für die nächsten Blogbeiträge habe ich mir auch vorgenommen verstärkt über Leipzig zu schreiben. Wer aktuell was liefert wird es wahrscheinlich nicht werden, weil ich mich da einfach nur wiederholen würde. Da gibt es auf Instagram zahlreiche Accounts und Hashtags, wie #Leipzighältzusammen, die alles Wichtige zusammenstellen. Auch ich teile es lieber aktuell auf Instagram als hier auf dem Blog. Übrigens hat der Plagwitzer Samstagsmarkt weiterhin offen.

Durch Instagram bin ich auch auf die Slowflower von Chantal aufmerksam geworden. Ab dem 9. April habe ich 3 Blumensträuße gebucht, die ich im Unverpacktladen lieber lose auf der Zschocherschen Straße abholen werde. Enthalten werden u.a. sein Ranunkeln, Tulpen, Narzissen und Äste von blühenden Zierbäumen. Bei lieber lose gibt es übrigens auch unverpacktes Toilettenpapier. Eine Rolle kostet dort 1,80 EUR - dafür hält sie aber dreimal so lang. Auf Instagram habe ich auch von @queenmumleipzig erfahren, dass das Restaurant Pilot einen Abholservice im eigenen "Krisenkiosk" anbietet. Das werde ich einmal ausprobieren und euch berichten. :)

Es folgen ein paar Links, die ich interessant finde, weil sie andere Sichtweisen zeigen. 
Und ein Thema von mehreren Seiten zu beleuchten, ist nicht verkehrt. Die eigene Meinungsbildung sollte auf mehr als Mainstreamquellen fußen.

- Es gibt die ersten Demos in Deutschland:
 https://www.heise.de/tp/features/Wenn-Demonstranten-zu-Gefaehrdern-erklaert-werden4692869.html

- Podcast eines Virologen, der gut und unaufgeregt erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=w-uub0urNfw

- Auflistung von Reiseunternehmen, die durchs Coronavirus betroffen sind
https://www.asr-berlin.de/lost-jobs/

https://www.rubikon.news/artikel/was-verschweigt-uns-die-regierung

In den nächsten 2 Wochen will ich im Park die Sonne genießen, beim ein oder anderen Restaurant den Lieferservice nutzen, um die Lieblingsrestaurants wenigstens ein bisschen zu unterstützen. Meine Liebsten erhalten endlich ihre Osterpakete mit Büchern und Schokolade und ich will endlich mal wieder joggen gehen, da meine Erkältung weg ist und ich will den Balkon hübsch bepflanzen. Das nächste Update kommt in 2 Wochen - dann mit einem Resumé zum Schnudndeggl in Sachsen, wie hier die Behelfsmasken heißen.

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