Sonntag, 25. Juni 2017

Tschechien: Ein Wander-Wochenende in der Böhmischen Schweiz

Als ich in die Familien Whatsapp-Gruppe schrieb, dass wir zum wandern in die Böhmische Schweiz fahren, kam nur ein Grinse-Smilie zurück - gefolgt von den Worten "So alt seid ihr doch noch nicht." Basti und ich mochten aber schon vor 10 Jahren weder Festivals, laute Diskomusik noch Saufgelage. Heute in unseren 30ern sind wir damit auch nicht mehr uncool. Denn wir sind jetzt offiziell "alt". ;) Und daher kann ich frei von der Leber weg schreiben, dass wir uns in den 2 1/2 Tagen super erholt haben. Wir sind bestimmt über 30 Kilometer gelaufen und waren über 10 Stunden in der Sonne pro Tag. Mittlerweile haben sich die Tschechen sogar auf die öko-vegetarischen Touristen aus dem Westen eingestellt und bieten etliche fleischlose Gerichte und Homemade Bio-Limonaden an.


Prebischtor in der Böhmischen Schweiz


Wir entschlossen uns recht kurzfristig zu diesem Wochenendtrip und dementsprechend war die Sächsische Schweiz auch schon ausgebucht. Also wagte ich den Blick über die Grenze. In Tschechien waren die Preise gleich viel niedriger und noch etliche freie Hotelzimmer verfügbar. Wir entschieden uns für ein Hotel im Nationalpark. Denn wir wollten mitten in der schönen Natur aufwachen und gleich loswandern können.

Wir erhofften uns auch ein wenig Ruhe. Schließlich lag das Hotel im Wald. Die Ruhe hielt aber nicht lange an. Eine deutsche Großfamilie hatte sich genau am diesem Wochenende auch unser Hotel für ihr jährliches Familientreffen ausgesucht. Wir haben es selten erlebt, dass sich Erwachsene Menschen so daneben und vorallem so laut verhalten haben. Der Service musste nach Verlassen der über 20 Personen erst einmal den Boden des Frühstücksraumes wischen ... das vermutlich erklärt einiges.

Umso mehr freute ich mich als wir endlich los wanderten. Vorbei an typisch böhmischen Holzhäusern, die innerliche Verzückung in mir hervorruften, erinnerten sie mich doch an die alten tschechischen Märchenfilme, die ich aus meiner Kindheit her kannte. Tschechische Märchenfilme waren ein Hit in der DDR. Die Kulisse mit den hübschen Häuschen vor dem sattgrünen Wald versetzten mich in jene Märchenwälder und ich fühlte mich in die gute alte Zeit zurückversetzt.


Im Märchenwald: Entlang des Mühlenweges zum Prebischtor
Der Wanderweg zum Prebischtor ist selten so leer wie hier auf dem Foto. Selbst hier habe ich 2 Wanderer wegretuschiert.

 

Wanderung zum Prebischtor


Der Wanderweg zum Prebischtor ist ab der Hauptstraße sehr gut besucht - vorallem von tschechischen Tagesausflügern und asiatischen Touristengruppen. Wir starteten direkt von unserem Hotel aus und liefen ca. eine Stunde auf dem Mühlenweg zur Hauptstraße. Wir folgten dann den Menschenmassen, die aus den vielen Bussen ausstiegen und emsig wie Ameisen, den teilweise steilen Wanderweg unberirrt hinaufliefen. Zu meiner Überraschung waren sehr viele junge Menschen unter den Wanderern. Der Weg lag sehr schön schattig unter den hohen Bäumen und von Zeit zu Zeit lud eine Informationstafel auf tschechisch und deutsch zum Verweilen und lesen der Informationen ein:

"Das Nationalparkgebiet ist von einem dichten Netz an Wanderwegen durchwoben. Viele davon entstanden bereits im 19. Jahrhundert. [...] Der Ausbau von guten Wanderwegen war jedoch nicht einfach ..."

Der historische Wanderweg zum Prebischtor ist ein gutes Beispiel dafür. Ursprünglich war der Weg nicht befestigt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde er mit Basaltsteinen gepflastert und der Wegesrand mit Sandsteinquadern befestigt. An anderen Stellen wurden sogar Stufen in den Weg bzw. Tunnel in den weichen Sandstein geschlagen. Durch die vielen Besucher müssen die vergänglichen Wege stets instand gehalten werden.


Am Fuße des Prebischtors befindet sich das alte Wirtshaus "Falkennest".

 

Das Prebischtor


Das Prebischtor ist das größte natürliche Sandsteintor Europas und gleichzeitig auch das bekannteste, meist besuchte und erforschte Objekt im Nationalpark der Böhmischen Schweiz. Unglaubliche 100.000 Besucher schauen es sich jährlich an. Auch den Wissenschaftlern gibt der Sandsteintorbogen Rätsel auf: Sie verstehen noch nicht ganz wie es sein kann, dass das Tor nicht einstürzt. Vermutet wird, dass der Torbogen von zwei selbstständig stehenden Felsen gebildet wird. Dadurch wird der Bogen nicht allzu großer Spannung ausgesetzt und Touristen können in aller Ruhe darunter ihr kaltes Pivo oder ihre leckere Kofola trinken.

Das Prebischtor ist täglich von April bis Oktober von 10-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 € bzw. 75 Kronen und ist bar zu bezahlen. Es gibt dort das alte Hotel "Falkennest", welches 1826 als Wirtshaus eröffnet wurde. Heute befindet sich darin wieder ein Restaurant mit einer gutbesuchten Terrasse, Toiletten und einer Ausstellung. Das Wirtshaus ist gut besucht und hat sich noch den Charme der Anfangszeit bewahrt. Einzig die Steckdosen, wo Touristen ihre Smartphones aufladen  und WLAN kostenlos nutzen können, ruiniert das historische Flair ein wenig. Die Preise ist sehr günstig: Fleisch-Linsen-Suppe 1,20€, Bratwurst mit Brot und Salatbeilage 3€ und Getränke zwischen 1 bis 2 €. Es gibt auch einen Kiosk mit kalten Getränken, Eis und Snacks, einen Souvenirshop inkl. Briefkasten und zwei kurzen Wanderwegen zu weiteren Aussichtspunkten. Am Kiosk könnt ihr nur bar bezahlen. Es bietet sich aber an eigenes Essen und Trinken in den Wanderrucksack zu packen und auf einen der vielen Bierbänke zu essen. Die Wanderwege sind auch für Kinder geeignet. Allerdings kann ein Kinderwagen nicht überall geschoben werden. Ein Tragetuch oder ein Tragerucksack für Kleinkinder inkl. einem starken Vater und viel Zeit sind sehr hilfreich.

Im "Falkennest" - das Flair vergangener Tage ist noch erhalten geblieben

Ausblick auf die Böhmische Schweiz

Gabrielensteig (roter Wanderweg)

 

Beschreibung des Rundweges (wichtige Informationen)


Nach einem Aufenthalt von 2 bis 3 Stunden kann man weiterwandern. Wir sind morgens in Mezná (Stimmersdorf) gestartet und über den Mühlenweg (gelber Wanderweg) bergab und bergauf zum Prebischtor gelaufen. Auf dem Rückweg folgten wir dem Gabrielensteig (roter Wanderweg) in Richtung Mezní Louka und liefen die letzte halbe Stunde auf dem grünen Wanderweg wieder nach Mezná.

Wer mit Kindern unterwegs oder ein ungeübter Wanderer ist, sollte unbedingt an der Hauptstraße, wo der Mühlenweg den roten Wanderweg kreuzt, starten. Denn dann ist der Weg zum Prebischtor sehr kurz und beinhaltet nicht viele Höhenmeter. Auf dem Rückweg entweder den gleichen Weg nehmen oder den Gabrielensteig, wie oben beschrieben, in Richtung Mezní Louka gehen, da dieser bergab geht. Er geht ordentlich bergab - was im Umkehrschluss bedeutet, dass er von Mezní Louka aus zum Prebischtor stark ansteigt und umso anstrengender ist.

Versucht nicht auf den Grenzweg zu kommen. Der Grenzweg markiert die Deutsch-Tschechische Grenze und ist im Navi ein eingezeichneter Wanderweg. Allerdings muss man, um auf diesen zu gelangen, durch ein Vogelschutzgebiet laufen und das ist a) verboten (da man in der inneren Zone auf den Wegen bleiben muss) und b) auch gefährlich und steil. Es gibt auch keine Abkürzungen. Sollten eure Navis "Wege" eingezeichnet haben, könnten das höchstens alte und gefährliche Schmugglerwege sein.


Übersichtskarte Hřensko und Umgebung

Forelle - Beilagen müsst ihr extra bestellen

 

 

Was kostet ein Abendessen in der Böhmischen Schweiz?


Ein Abendessen in der Böhmischen Schweiz ist günstig und lecker. Ihr solltet aber bedenken: Wenn ihr Fisch oder Fleisch bestellt, wird wirklich nur das serviert. Die Beilagen müsst ihr für 1-2 € noch dazu bestellen. Pro Person und Abendessen könnt ihr mit 250 Kronen/10 Euro rechnen. Enthalten sind: Fisch oder Fleisch mit Beilage und Salat, Getränke sowie ein Dessert. Besonders lecker sind Böhmische Knödel mit Schweine- oder Rindergeschnetzeltes sowie Forellen und Lachs, die in den Bächen gefangen werden.


Wanderweg entlang des Baches Kamnitz in Richtung Edmundsklamm - Auf dem Stein befindet sich ein Hinweis, dass man auf dem gelben Wanderweg ist.

Edmundskamm vom Boot aus gesehen

Wanderweg von der Edmundskamm zum Dorf Hřensko

 

 

Wanderung zur Edmundsklamm und Wilde Klamm


Bevor es am Sonntag für uns wieder in Richtung Leipzig ging, wanderten wir noch zur Edmundsklamm. Von unserem Dörfchen Mezná führt ein sehr steiler, aber kurzer Weg (0,5 km auf dem grünen Wanderweg) dorthin. Hierbei handelt es sich um eine Felsenschlucht zwischen den Dörfern der Böhmischen Schweiz. Durch die Schlucht fließt die Kamnitz, die an der Grenze in die Elbe mündet. Der Wanderweg ist sehr schattig und grün. Überall blühen Blümchen, man läuft durch Tunnel, die in den weichen Sandstein gehauen wurden und die Felswände sind gigantisch hoch - kein Wunder, dass die Menschen früher glaubten, dies sei das Ende der Welt. Der Fluss ist am Anfang eher ein seichter flacher Bach, der nicht befahrbar ist. Erst nach einer Stunde Wanderung (ca. 0,9 km) am Fluss entlang kommt man zu einem Kiosk mit Selbstgrill-Anlage und Fahrkartenverkauf für die Bootsfahrt. Die einfache Fahrt kostet 3 € und die Boote legen nach Bedarf im Minutentakt ab. Der Bootsführer redet die ganze Zeit in verschiedenen Sprachen, zeigt auf angebliche Figuren und Gesichter im Stein, deutet auf tatsächliche Figuren, die am Rand angebracht wurden und leitet dann das "Highlight" ein: Ein künstlicher Wasserfall wird extra für jedes Touristenschiff gestartet. Die Natur ist wunderschön - man könnte sie noch mehr genießen, wenn man mehr Ruhe hätte. Wahrscheinlich hatten diese Ruhe letztmalig die Schmuggler, die auf diesem Weg ihre Waren nach Deutschland geschmuggelt haben.

Grüner Wanderweg von Mezná zur Edmungsklamm bzw. Wilde Klamm

Anschließend läuft man nur noch einen Kilometer bis zum Grenzörtchen Hřensko. Auch dieser Weg ist wunderschön, da der Wanderweg teilweise in den Sandstein gehauen wurde. Zum Glück ist der Weg auch wieder ohne größeren Höhenunterschied.

Ihr könnt dann entweder in Hřensko verweilen, Räder mieten oder mit dem Nationalpark Express zurückfahren. Da der Rückweg an der viel befahrenen Hauptstraße entlang führt, entschieden wir uns mit dem Linienbus von Hřensko nach Mazní Louka für 0,60 €/Person zu fahren und die 2 Kilometer nach Mezná zu laufen, da Busse nach Mezná selbst nur 2-3 Mal am Tag fahren.

Ab Mezní Louka startet übrigens der blaue Wanderweg in Richtung Wilde Klamm. Dort könnt ihr für 2,50€ eine 2. Bootsfahrt unternehmen und kommt auch wieder in Mezná raus.

Hier könnt ihr die Geschichte der Klammen nachlesen. Eine noch ausführlichere Beschreibung der Wanderungen.

Wegweiser zur Wilden Klamm - Für ein verlängertes Wochenende

 

Gibt es ausreichend Ausflugsmöglichkeiten für eine ganze Woche?


Es ist günstig, man fährt nicht lange von Leipzig oder Dresden aus -also warum in der Böhmischen Schweiz nicht eine ganze Urlaubswoche verbringen? Aber gibts da auch ausreichend zu erleben?

Wie wärs denn mit diesem Programm:

1. Tag: Tagestour zum Prebischtor mit Verweilen und Mittagessen.
2. Tag: Wanderung zur Edmundsklamm mit Bootsfahrt und Weiterwanderung zur Wilden Klamm mit 2. Bootsfahrt.
3. Tag: Räder in Hřensko mieten und Dörfer, wie Janov (Jonsdorf) und Ruzová (Rosendorf) erkunden. Dort stehen sehr schöne alte Kirchen und Häuser.
4. Tag: Busfahrt mit dem Sächsisch-Böhmischen Nationalpark-Express zur Festung Königsstein und zurück. Weitere Infos hier. Hin-und Rückfahrt kosten 11 €.
5. Tag: Tagesausflug nach Prag
6. Tag: Wellness-Tag in Mezní Louka - Link zum Wellness Hotel in Mezní Louka.


Sächsisch-Böhmischer Nationalpark-Express


Was kostet ein Wochenende in der Böhmischen Schweiz?


  • Hotelübernachtung in Mezná mit Frühstück pro Person und Nacht:       40-50 €
  • Ein Fahrrad mieten für ein ganzes Wochenende (inkl. Schloss & Helm):      20 €
  • Eine einfache Busfahrt pro Person:                                                          0,60 €
  • Eintritt Prebischtor:                                                                                  3,00 € 
  • Einfache Fahrt Edmundsklamm:                                                              3,00 €
  • Einfache Fahrt Wilde Klamm:                                                                  2,50 €
  • Hin- und Rückfahrt mit dem Nationalpark-Express:                                11,00 €
  • Ein Lachssteak mit Kräutern:                                                                   7,04 €
  • Traditionelles Böhmisches Gericht:                                                           5,00 €
  • Gebratenes Gemüse als Beilage:                                                             2,60 €
  • Kroketten:                                                                                              1,80 €
  • Homemade Limonade (0,4l):                                                                  1,96 €
  • Alkoholfreies Bier (0,5l):                                                                         1,52 €
  • Sprite (0,5l):                                                                                           2,60 €
  • Ein Mittagessen:                                                                                      5,00 €
  • Ein Abendessen:                                                                                   10,00 €

Kofola - die tschechische Antwort auf Coca Cola - nur besser: weniger Zucker und in versch. Geschmacksrichtungen


Die Fahrtkosten habe ich nicht angegeben, da diese immer individuell und abhängig vom Verkehrsmittel sind. Wer mit der Bahn anreist, nimmt ab Dresden die S-Bahn nach Schöna, läuft zur Fähre, um zur tschechischen Seite überzusetzen und steigt anschließend ab Hřensko in den Bus, läuft oder mietet sich bereits ein Fahrrad.

Wasserfall zum Edmundsklamm - leider künstlich und extra für Touristen "erfunden"

 

Schön wars


Wir haben uns an unserem Wander-Wochenende richtig erholt. Mir kam es sogar länger als ein Wochenende vor. Die Natur im Nationalpark ist so wunderschön und die Leute in der Böhmischen Schweiz sind total freundlich, sprechen alle Deutsch (auch oder gerade die Älteren) und das Essen ist immer lecker - auch wenn man kein Fleisch oder Fisch isst.

Ein Tipp zum Abschluss:


In Tschechien gibt es noch keinen Euro als Währung, sondern Kronen. Der Umrechnungskurs im Juni 2017 betrug: Kronen geteilt durch 25 ist gleich der Wert in Euro. Ihr könnt aber überall auch in Euro bezahlen, da die Restaurants für euch umrechnen. Kartenzahlung ist nicht überall möglich. Daher immer ausreichend Bargeld mitnehmen. Aber Euro-Scheine und ein paar Münzen (für den Bus oder Getränke) reichen. Ihr müsst nicht in Kronen umtauschen.

Habt ihr schon einmal oder wollt ihr einen Ausflug in die Sächsisch-Böhmische Schweiz machen?

Du kannst dir gern meinen Reisebericht auf Pinterest speichern und dafür dieses Bild benutzen.

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