Sonntag, 17. März 2019

La Gomera Teil 2: Vier leichte Ausflüge in den Nationalpark Garajonay

La Gomera, die zweitkleinste der Kanareninseln, ist ein ganzjähriges Wanderparadies. Die Anordnung der Schluchten, die die Oberfläche der Insel einschneiden, geben ihr das Erscheinungsbild einer riesigen Saftpresse. In der Inselmitte liegt der Nationalpark Garajonay mit der höchsten Erhebung. Dank der Kreuzfahrtschiffe, die nun auch die Insel La Gomera anlaufen, ist es auch dort mit der einstigen Idylle vorbei. Auf den schmalen Serpentinenstraßen quälen sich schwerfällige Reisebusse mit Tagesausflüglern in Richtung Laguna Grande - einem der beliebtesten Ausflugsziele auf der Insel.

Aussichtspunkt im Nationalpark Garajonay mit Blick auf den Pico del Teide

Seit 2016 sind wir ein- bis zweimal pro Jahr auf den Kanarischen Inseln und lieben es wandern zu gehen oder einfach von Mirador zu Mirador zu fahren. Auf La Gomera gibt es ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen. Neben zwei Fernwanderwegen (GR 131 und GR 132) gibt es zahlreiche kleine Wanderwege, die oft als Rundwege angelegt sind. Diese örtlichen Wanderwege sind gelb-weiß markiert und als PR LG und einer zusätzlichen Ziffer gekennzeichnet. Viele Reiseführer und auch Internetportale bieten für Wanderrouten GPS-Koordinaten für die Navigation mit dem Handy an, die die Orientierung vereinfachen. 

Aber es werden auch geführte Touren angeboten: MonteMar Tours bietet täglich variierende Wanderungen und Tagesausflüge ab dem Valle Gran Rey an. Geführt wird das Unternehmen von 2 deutschen Auswanderern. Der Tiroler Bergwanderführer Josef Knoflach bietet ebenfalls Wandertouren an. Sein Unternehmen Timah Trekking ist ebenfalls im Valle Gran Rey beheimatet. Die Preise für die Touren liegen zwischen 30 und 35 EUR. Für Urlauber, die ohne eigenem Auto unterwegs sind, sind diese Touren klasse. Da wir aber auf den Kanaren immer mit einem Mietwagen unterwegs sind, gehen wir stets auf eigene Faust wandern. Daher habe ich nun vier einfache Ausflüge und zwei Aussichtspunkte, die ich euch vorstellen möchte:

Mirador del Rejo


Starten wir mit 2 Miradors, die auf dem Weg zum Nationalpark liegen. Je nach Wetterlage hat man eine bessere oder schlechtere Sicht ins Hermigua Tal. Obwohl wir Anfang Februar einen nebeligen und wolkenverhangenden Tag mit Saharawind erwischt hatten, hielten wir in einer der beiden Parkbuchten und genossen kurz die Aussicht.

Mirador del Rejo auf der Kanareninsel La Gomera

Mirador de Roque de Tajaqué


Der Mirador de Roque de Tajaqué hat nur einen kleinen Parkplatz, der jedoch mit wunderschönen gelben Disteln bepflanzt ist. Während wir versuchen herausfinden auf welche Berge wir von diesem Aussichtspunkt aus blicken, versucht eine Engländerin, die in der Nähe Londons lebt, einem Amerikaner, den sie offensichtlich für dusselig hält, zu erklären wo sie genau wohnt. Ein herrlicher Dialog. ;-) Eine Hinweistafel hilft uns weiter: Wir befinden uns auf einer Kante des zentralen Plateaus La Gomeras. Von hier aus sehen wir in die Benchijigua Kaldera - einer der Hauptschluchten auf der Insel.

Vom Mirador de Roque de Tajaqué sieht man in die zerklüftete Berglandschaft La Gomeras


Nach einem kurzen Stopp setzen wir unsere Fahrt fort. Mittlerweile ist es gegen 12 Uhr mittags und wir sind bei 11°C auf 1400 Höhenmetern. Im Tal bei knappen 200 Höhenmetern waren es sommerliche 21°C. Aber wenigstens ist die Hauptstraße gut ausgebaut. Die GM-2 ist frisch geteert, 2-spurig und hat größtenteils eine Leitplanke. Sie ist einfach zu befahren, auch wenn man aufgrund der zahlenreichen Kurven nie schneller als 40-60 kmh fahren kann. Am Parkplatz El Condera haben wir nicht angehalten. Der Parkplatz sah schon überfüllt aus, denn von hier aus starten Wanderungen in den Nationalpark Garajonay. Also fuhren wir zur Laguna Grande, um unser Glück erneut zu versuchen. Vor lauter Reisebussen haben wir fast nicht den Eingang zum PKW Parkplatz gefunden. Leider war auch dieser bereits überfüllt und wir mussten feststellen, dass Touristen nicht nur Liegen mit Handtüchern besetzen, sondern auch Parkbuchten mit Ehefrauen. Also versuchten wir unser Glück auf einem dritten Parkplatz entlang unserer Wanderroute. Frühaufsteher sind hier sicherlich im Vorteil. Daher empfehlen wir die Tour gegen 9 Uhr zu starten.

Nicht immer einfach - die Parkplatzsuche auf La Gomera


1.) Wanderung im Nationalpark Garajonay mit Aufstieg zum Alto de Garajonay


Da nun an der Laguna Grande kein Parkplatz mehr frei war, suchten wir uns spontan einen anderen Parkplatz entlang des 12 Kilometer langen Rundwegs zum Alto de Garajonay (1487m) und parkten bei El Contadero (Ausgangspunkt für mehrere Wanderungen, GM-2). Die Wanderung ist relativ einfach und führt an mehreren Miradoren vorbei. Einer ist ein besonders schöner Fotopunkt, da überall gelbe Disteln blühen, man weit ins Land blickt und bis zum Teide auf Teneriffa blicken kann. Überall summt es. Trotz des Calima-Sandsturms hatten wir eine gute Aussicht. Die Überreste des großen Waldbrandes in 2012 sind noch gut zu sehen. Teilweise stehen verkohlte Bäume in der Landschaft. Aber es wird bereits aufgeforstet.

Wie der Nationalpark und der höchste Gipfel der Insel zu ihren Namen kamen: Diese Geschichte handelt von dem Liebespaar Gara (Tochter eines Viehbesitzers) und dem Hirten Jonay, der in den Diensten von Gara's Vater stand. Da ihre Beziehung von den Eltern nicht toleriert wurde, mussten sie sich heimlich treffen. Gara wurde schwanger, vertraute sich ihrer Mutter an, die sie verriet. Beide flohen auf den höchsten Gipfel der Insel. Der Vater suchte mit etlichen Männern, die sich untereinander mit der Pfeifsprache El Silbo verständigten, nach den beiden. Als die Verfolger immer näher rückten, war das Paar so verzweifelt, dass sie sich, beide umarmten sich, vom Berg stürzten. Aus welcher Zeit diese Legende stammt, ist nicht bekannt.

Wanderweg zum Gipfel

Auf dem Alto de Garajonay erinnert ein Nachbau an die Opferstätte der Guanchen

Noch immer stehen die Überreste der verkohlten Bäume im Nationalpark

Gutausgebaute Wanderwege im Nationalpark erleichtern enorm das Wandern

Inmitten der Natur auf La Gomera


Der Gipfel ist ein beliebter Ort zum Ausruhen und Picknicken. In der Mitte der Plattform wurde die heilige Opferstätte der Guanchen nachgebaut. Wo heute Touristen ihre belegten Brote essen, wurden früher Ziegen geopfert. Während sich Basti auf die rundgemauerte Steinbank legt, um die Sonne zu genießen, laufe ich umher, fotografiere die kurvenreichen Landstraßen in der Ferne und lausche dem Stimmenwirrwarr. Vom Gipfel aus verzweigen etliche Wanderwege, die ganzjährig grün sind - trotz der abgebrannten Bäume. Nach einer guten halben Stunde gehts weiter. Wir wandern auf einem gut ausgebauten Weg, am Wegesrand blühten wieder zahlreiche gelbe Disteln, zur Laguna Grande.


Die Laguna Grande auf La Gomera

Restaurante an der Laguna Grande auf La Gomera

Die typische Brunnenkresse-Suppe, die es in den Bergen La Gomeras gibt

Wanderung durch den Lehrpfad bei der Laguna Grande

Endlich am Ziel angekommen, war ich ein bisschen enttäuscht. Die Laguna Grande ist im Grunde eine weitläufige Lichtung mit einem Spiel- und Grillplatz. Es gibt einen kurzen Rundwanderweg durch einen dichten (Nebel-) wald, der mit Infotafeln zu Pflanzen und zur Region versehen ist. Im Restaurant gibt es den für die gomerischen Berge typischen Brunnenkresse-Eintopf (4,60 EUR; span: Berros de aqua). Wir freuten uns, dass es dazu noch leckere warme Brötchen mit Butter und Mojo gab. Kanarische Kartoffeln kosteten nur 2,90 EUR und ein alkoholfreies Bier gab es schon für 1,30 EUR. Man kann sowohl drinnen als auch draußen essen. Die Toilette ist kostenfrei. Für den Rückweg kauften wir uns noch ein paar Kekse.

Berühmt ist die Laguna Grande für die zahlreichen Legenden, die sich um die Lichtung ranken. So sollen sich Wanderer hier auch tagsüber verlaufen und abends gehört der Platz den Hexen der Insel. Es wird vermutete, dass die Ureinwohner an dieser Stelle ihren Göttern Opfer dargeboten haben. Geologisch gesehen ist die Laguna Grande ein Vulkankrater, der fast vollständig zugeschwemmt ist.


2.) Rundwanderung ab Raso de la Bruma zum Cañada de Jorge


So früh wie zu unserer ersten Wanderung musst du wohl nicht für den circa 5 km langen Wanderweg ab dem Rastplatz Raso de la Bruma aufstehen. Der Parkplatz befindet sich auf beiden Fahrbahnseiten. Es gibt sogar Sitzbänke mit Tischen. Nach ungefähr 0,7 km kamen wir zur Kreuzung Risquillo de Corgo. Anschließend läufst du weiter zu Las Creces (1,7 km). Die ganze Zeit läufst du durch einen dichten Lorbeerwald. Wenn du Glück hast, verhüllt der Passatnebel den Kanarischen Urwald zu einem mystischen Lorbeerwald.
Anschließend kommst du wieder am Parkplatz raus, überquerst die Straße und wanderst weiter zum Cañada de Jorge, dem tiefsten Punkt des Rundweges in Form einer Acht. Auf dem Schild am Parkplatz steht, dass man für die 3,2 km ca. 1 Stunde und 20 Minuten einplanen sollte, wir haben es in einer Stunde geschafft und sind auch keine geübten Wanderer. Die Strecke hat ein Höhengefälle, zählt aber noch zu den einfachen Routen.






3.) Kurzwanderung zur Quelle Chorros de Epina 


Da La Gomera die zweitkleinste Kanareninsel ist, sind die Wege zwischen den Ort kurz und man schafft bequem zwei Ausflüge pro Tag. Nur 7 km von unserer Nebelwaldwanderung zum Cañada de Jorge befindet sich die Quelle Chorros de Epina. Vom Parkplatz vor dem gleichnamigen Restaurant führt zunächst ein Steinweg zu einer kleinen Kapelle und von dort aus gibt es eine Treppe zu der geheimnissvollen Quelle.

Ihr wird nachgesagt:  
"Trinkst du aus den sieben Brunnen, wirst du vor Ablauf eines Jahres heiraten. Um die ersehnte Liebe zu finden, müssen die Frauen aus den geraden und die Männer aus den ungeraden Rohren (von links nach rechts) trinken. Diejenigen, die Hexen werden möchten, müssen aus den gleichen Rohren wie die Männer trinken." Die wohlhabenden Familien aus Vallehermoso schickten früher ihre Dienstmädchen nach Epina, um frisches Wasser zu holen. Um sicher zu gehen, dass sie nicht betrogen wurden, ließen sie die Mädchen ein Blatt der alten Ardisie mitbringen, die dort wächst.
Aus welchen Rohren ich getrunken habe, bleibt mein Geheimnis. ;-)

Auch um die Quelle Chorros de Epina ranken verschiedene Legenden.

Nachdem wir aus der Quelle getrunken haben, gingen wir ins Restaurant und bestellten uns dort auch einen Brunnenkresse-Eintopf. Wir setzten uns an einem Tisch am Fenster und hatten eine schöne Aussicht über die Berge. Da wir an einem Sonntag dort waren, speisten im Lokal auch Einheimische. So günstig wie in der Laguna Grande war das Essen mit 15 EUR pro Person zwar nicht, dafür ist die Menüauswahl jeodch viel größer. Es gibt zahlreiche Fleisch- und Fischgerichte. Außerdem können im Vorraum des Restaurants Souvenirs, Lebensmittel und Postkarten gekauft werden.

Die deftige Brunnenkresse Suppe ist eine Spezialität in den gomerischen Bergen.

Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein Dessert.

 

4.) El Cedro oder auf der Suche nach dem Wasserfall


Als wir vor einem Jahr auf La Palma waren, hatten wir mit dem Wetter weniger Glück und die Insel lag oft im Nebel und es regnete in Strömen. Auf La Gomera hätten wir uns das ein oder andere Mal schon Nebel gewünscht, aber stattdessen war es trocken, heiß und der Saharawind Calima verhinderte eine klare Sicht. Die düsteren und mystischen Lorbeerwälder wirken erst so richtig im Passatnebel. 

Der kleine Weiler El Cedro wurde im Reiseführer als wichtiger Ausgangspunkt in den dschungelartigen Wald mit Wasserfällen beschrieben. Also fuhren wir auf der engen und nach einem Regen rutschige Straße bis zum Restaurant La Vista mit dem gleichnamigen Campingplatz. Der kleine Ort liegt an der Nordgrenze des Nationalparks. Nicht so schön war, dass man durch das Lokal laufen muss, um zum Wanderweg zu gelangen, denn es steht ein großes "Durchgang verboten"-Schild auf der anderen Seite. Von weitem sahen wir den Wasserfall ein wenig. Dieser führte sehr wenig Wasser und war nur von einem Aussichtspunkt in der mittelbaren Nähe zu betrachten. Der kurze Weg dorthin war sehr steil. 

Durchgang-verboten-Schild beim Restaurant La Vista bei El Cedro

Steiler Wanderweg bei El Cedro

Im dichten Nebelwald auf La Gomera

Mit einem Foto vom gomerischen Urwald beende ich meinen Reisebericht über den Nationalpark Garajonay und hoffe, dass ich euch ein paar Tipps und Anregungen für eure Wanderungen auf La Gomera geben konnte. Weitere Reiseberichte aus La Gomera folgen. :)

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