Donnerstag, 28. Mai 2015

Reisebericht Island Teil 1: Der Golden Circle - die schönsten Natursehenswürdigkeiten in Südisland

Seit letztem Samstag sind wir von unserer 3 wöchigen Reise durch Island und Kuba mit einem Kurzaufenthalt in Toronto zurück. Im Gepäck habe ich viele tolle Erlebnisse und Berichte, die ihr in den nächsten Wochen hier lesen könnt. Heute möchte ich mit unserem ersten Tagesausflug auf Island starten. Wir sind den Golden Circle abgefahren, das sind 3 der schönsten Natursehenswürdigkeiten in Südisland.


Gullfoss-Wasserfall im Mai



Wir hatten mit dem Wetter auf Island Anfang Mai wirklich richtig Glück und die ganzen sechs Tage durchgehend Sonnenschein. Obwohl wir eigentlich eine andere Strecke nehmen wollten, sind wir zuerst zum Geysir gefahren und haben ausversehen die Straße Nr. 350 genommen, die dann zu einer Piste wurde. Aber wenn man sich verfährt, sieht man bekanntlich mehr von der Welt und so haben wir dieses schöne Fleckchen Erde gesehen:



Noch ein paar "little bushes" und es wäre eine perfekte Bob Ross Landschaft. :)


Geysire


Geysire sind Springquellen, in denen sich unterirdisch in einem Wasserbecken kochend heißes Wasser ansammelt und dann blitzschnell nach oben schießt. Der Geysir in Island war der Namensgeber für alle anderen Geysire auf der Welt. Laut Reiseführer ist er derzeit inaktiv und bricht nicht aus, da die Temperatur im Inneren jedoch wieder ansteigt, kann es bald zu neuen Ausbrüchen kommen. Aber immerhin befindet sich nur 100m weiter ein anderer aktiver Geysir, der Strokkur (Butterfass).

Dass es sich um eine Touristenattraktion handelt, lässt sich schon von weitem erkennen, da nirgens in der Umgebung so viele Autos, Busse und Menschen anzutreffen sind wie dort. Der Strokkur bricht regelmäßig aus und so scharen sich Touristenmassen um das heiße Loch im Boden. Bei Wind muss man sich richtig hinstellen, sodass man nicht nach dem Ausbruch die heiße Wasserdampfwolke abbekommt. Wir reihten uns auch ein und warteten mit der Kamera im Anschlag auf den nächsten Ausbruch. Es ist schon witzig anzusehen, wie alle da stehen und den Blick fest auf den Geysir gerichtet haben. Zunächst steigen langsam Blasen nach oben, dann schwangt der Wasserspiegel bis eine Wölbung des Wassers ein letztes Indiz für den baldigen Ausbruch darstellt.

Bei 2°C ist es recht anstrengend länger als eine halbe Stunde mit Kamera eingequetscht zwischen anderen Touristen auszuharren und so beschlossen wir die Gegend zu erkunden und liefen den Berg hinauf bis wir zu einer kleinen Leiter kamen, die über einen Stacheldrahtzaun führt. Also schnell drüber geklettert und weiter gings. Ohne Mütze und Handschuhe hat man hier keine Chance, der Wind pfeift einfach zu doll.

Aber der atemberaubende Blick ins Tal mit ein paar kleinen Häuschen und einem Fluss, der sich wunderschön malerisch durch die Landschaft schlängelt, entschädigt den beschwerlichen Aufstieg.



Ausbruch des Strokkur

typisch in Island: eine Leiter, die über ein Stacheldrahtzaun führt

Blick ins Tal: Malerisch schlängelt sich der Fluss durch die Landschaft

Mit der Kamera im Anschlag: Ausbruch Strokkur



Gullfoss


Nach unserer kleinen Wandertour deckten wir uns in dem kleinen Souvenirladen noch mit Postkarten und Briefmarken ein und fuhren zur nächsten Station, zum Wasserfall Gullfoss. Dieser liegt nur rund 10 km vom Geysirgebiet entfernt. Dort war es viel kälter und windiger als bei unserem vorherigen Halt. Wow, die Schönheit des Wasserfalls ist überwältigend. Im Mai ist der schmale Weg entlang des Wasserfalls aufgrund der schlechten Witterung noch gesperrt. Wir ignorierten jedoch das Warnschild, wie viele andere auch, kletterten über die Absperrung und nahmen den von den anderen vorgetrampelten teilweise noch vereisten Weg. Es war so kalt und windig. Kaum zu glauben, dass es schon Anfang Mai war. Abwechselnd ließen wir uns von den gewaltigen Wassermassen verzaubern, blickten verträumt zum Regenbogen und machten Fotos über Fotos, um diesen einzigartigen Moment für die Ewigkeit einzufangen. Das Eis hat verschieden farbige Schichten und die Wassermassen stürzen tosend in die Tiefe.

Der Gullfoss besteht eigentlich aus 2 Wasserfällen. Der obere Wasserfall ist ca. 11 Meter hoch und der untere Wasserfall ist ca. 20 Meter hoch. Die Höhe beträgt daher insgesamt 31 Meter. Seine Schlucht ist ungefähr 2,5 km lang und bis zu 70 Meter tief.  Das Flussbett entstand durch die Erosionskräfte gewaltiger Gletscherstürze des Stroms am Ende der Eiszeit.  Der Aufbau der geologischen Schichten dieser Gegend verleiht dem Gullfoss sein gegenwärtiges Aussehen. Harte Basaltlavaschichten, das graue Gestein, bilden die Kanten der beiden Wasserfälle, darunter liegt jedoch Flussschotter, den das Wasser leicht abtragen kann.

Man nimmt an, dass der Gullfoss Wasserfall seinen Namen erhalten hat, weil abends auf das Gletscherwasser oft goldene Abendröte fällt. Eine andere Theorie besagt, dass der Regenbogen, der oft bei Sonnenschein in der Gischt des Wasserfalls zu sehen ist, zu diesem Namen inspiriert hat. 


Regenbogen überm Gullfoss

Ein weiterer Erklärungsversuch beschreibt die Namensgebung so: Auf dem Bauernhof Gýgjarhóll wohnte früher ein Bauer namens Gýgur. Er besaß Gold und wollte, dass niemand dieses Gold nach seinem Tod erbt und so beschloss er eine Truhe mit seinem Goldschatz in in den Wasserfall zu werfen. Seitdem heißt der Gullfoss, der Goldene Wasserfall. 

Keiner kann sich mit dem Gullfoss messen

"Kein Wasserfall in Europa kann sich mit dem Gullfoss messen. In seiner Unbändigkeit und Raserei übertrifft er sogar die Niagara-Fälle in den USA", wird ein Begleiter des dänischen Königs im Jahre 1907 zitiert.

Der Gullfoss und seine nächste Umgebung wurde 1979 zum Naturschutzgebiet erklärt, sodass Isländer und Touristen diese einzigartige Natur so gut und so lange wie möglich genießen können. Ebenso stehen die Flora und Fauna unter Naturschutz und die Vegetation wird weder durch Landwirtschaft, Kunstdünger oder weidende Tiere verändert. Man bemüht sich, den Einfluss des Menschens möglichst gering zu halten, den Erdboden sowie die geologischen Erscheinungen unberührt zu lassen und die Bauvorhaben auf ein Minimum zu reduzieren.






Hallvik


So viel Natur macht ordentlich Hunger und so kehrten wir in Laugarvatn (200 Einwohner) ein und aßen im Diner einen Burger mit Pommes für 1400 ISK (ungefähr 9,47 Euro). Der Ort hat einen kleinen Supermarkt, eine Tankstelle, einen Geldautomaten, heiße Quellen und einige Übernachtungsmöglichkeiten und ist daher bei Reisenden beliebt. Am Geldautomaten treffen wir andere deutsche Touristen, die aus dem Hochland kamen und dort Ski gefahren sind. Im Diner waren wir die einzigen Gäste. Das Lokal One Stop war so groß, dass die Tochter der Besitzerin dort bequem mit dem Fahrrad ihre Runden drehen konnte. Etwas bizarr war die Szenerie schon. :)

Nach dem Abendessen ging die Fahrt zum historisch bedeutenden Þingvellir (sprich: Thingvellir). Auf dem Weg dorthin stoppten wir am See Þingvallavtn und genossen die Sonne an der Raststätte Hallvik.

Hallvik


Þingvellir


Neben seiner wunderschönen Natur ist der Ort historisch sehr bekannt. Im Jahre 930 trat hier das erste Parlament Islands, Althing genannt, zusammen. In der Folgezeit trafen sich hier bis 1798 jedes Jahr im Juni die Männer des Landes. Es wurden Gesetze erlassen, Gericht gehalten, Neuigkeiten ausgetauscht und viel gefeiert. Hier wurde im Jahr 1000 auch entschieden das Christentum anzunehmen. Da es bis Anfang des 12. Jahrhunderts in Island kein geschriebenes Recht gab, musste jeder Mann die bestehenden Rechtsnormen auswendig lernen und sie dann verkünden.

Wir parkten unseren Mietwagen auf dem großen, fast leeren Parkplatz und gingen in Richtung der Altmännerschlucht spazieren. Es war nach 18 Uhr und die Sonne stand noch so hoch als wäre es um die Mittagszeit. Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne gegen 23 Uhr unter. Das Klima ist völlig anders als noch am Gullfoss. Die Sonne wärmte uns und es war fast windstill.

Die Klippen im Westen der Schlucht stellen die Abbruchkante der nordamerikanischen Kontinentalplatte dar. Wir standen also mit einem Fuß schon in Amerika. :) Das Þingvellir-Gebiet (sprich: Thingvellir) umfasst genau die Nahtstelle dieser Platten mit der europäischen. Beide Platten driften (geologisch gesehen) atemberaubend schnell auseinander - 6 bis 8 mm jährlich.



Kirche





Glücklich, aber nicht ohne uns ein letztes Mal zu verfahren, traten wir die Rückreise an. Wir wollten ursprünglich direkt am See zurückfahren, aber die Straßen waren noch nicht freigegeben. Im Mai sind neben den Hochlandpisten (gravel roads) noch etliche weitere Straßen gesperrt oder für unseren kleinen Kia ungeeignet. Aber auch hier gilt: Wer sich ab und zu mal verfährt, sieht mehr von der Welt und so kamen wir an dieser seltsamen Wiese mit den kleinen Steinhaufen vorbei.


Blick auf den Þingvallavtn See


Hinweise für Touristen:

  • Bislang werden weder Parkgebühren noch Eintrittsgelder für diese Natursehenswürdigkeiten erhoben
  • Zeitaufwand: circa 8-9 Stunden
  • Es gibt auch geführte Touren ab Reykjavik
  • Kleidung: wind- und wasserfest, Mütze, Schal und Handschuhe (nicht nur im Winter)

7 Kommentare:

  1. Eine wunderschöne Landschaft! Da bekomme ich direkt Lust auch mal nach Island zu reisen.

    Liebe Grüße ♥ Conny
    Beautyrosing

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  2. Wunderschöne Landschaft, beeindruckende Fotos, wenn es da nicht so kalt wäre, würde ich da sofort hin fahren!
    Liebe Grüße
    Petra

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    1. Hi,

      ja Island ist wirklich schön, aber auch recht kalt. Mein nächster Reisebericht zeigt, wie man sich in Island aufwärmen kann. :)

      LG Myriam

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  3. Hallo Myriam,
    wie schön, dass du dieses Jahr in Island bist. Wir wollen nämlich im nächsten Jahr dorthin. Deshalb werde ich mich durch all deine Berichte lesen. Auf die Kubaberichte freue ich mich auch schon, Kuba steht auch noch auf meiner Liste. Ganz tolle Fotos! Besonders den Gullfoss finde ich beeindruckend. Erzählst du auch noch etwas über eure Unterkünfte?
    Ganz liebe Grüße
    Mischa

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    1. Hallo Mischa,

      es freut mich, dass dir mein erster Island Bericht gefällt. :) Ja, über Unterkünfte, Flüge, Restaurants und co will ich noch einen Abschlussreisebericht schreiben. Wir hatten in Reykjavik für 6 Tage das Aros B&B via booking.com gebucht. Die erste Unterkunft, die ich mit 10 von 10 Punkten bewertet habe.

      LG Myriam

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  4. Yep, defintiv! Ich möchte unbedingt auch nach Island. Wie war es mit der Sprache? Ich nehme an, dass die meisten Isländer Englisch sprechen? Hoffentlich kann ich meinen Mann überzeugen.

    Lieben Gruß, Nina (#blokoso)

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  5. Hi Nina,
    ja mit Englisch kommt man super über die Runden. Dort sprechen alle ein relativ gutes Englisch.
    Ich kann die Insel nur empfehlen. :)
    LG Myriam

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