Wir hatten nur noch 5 Minuten bis die Fähre den Hafen verlassen würde, also rannten wir so schnell wie wir konnten zu dem kleinen Verkaufshäuschen, knallten 40 Euro auf den Tisch und krallten uns die 2 Tickets, um mit letzter Kraft auf das schaukelnde Boot zu springen. Die Fahrt nach La Graciosa dauerte nur 20 Minuten - die hatten es aber in sich. Die Wellen sind gigantisch hoch gewesen, die See war rau und das Personal achtete strikt darauf, dass niemand seinen Platz auf dem Sonnendeck verließ. Zwei Reihen vor uns übergab sich bereits die erste Dame nur wenige Minuten nach dem Ablegen.
Zwar sind die beiden Inseln Lanzarote und La Graciosa nur rund 1000 Meter von einander entfernt, aber die Strömung ist sehr stark und der Wind peitscht unaufhörlich meterhohe Wellen gegen die Fähre, sobald es aufs offene Meer geht. Daher ist die Fährfahrt bereits ein kleines Abenteuer und nix für Angsthasen.
Eine Bootsfahrt, die ist lustig ... auf der Fähre nach La Graciosa |
Straße auf La Graciosa .... da kommt Goldgräber-Stimmung auf |
La Graciosa heißt auch "die Anmutige" und ist die kleinste bewohnte Insel der Kanaren. Nach 20 Minuten erreicht das Boot den kleinen Ort Caleta del Sebo. Das Hauptdorf der Insel zählt gerade einmal 650 Seelen. Hier darf bislang nur bauen, wer auch auf der Insel geboren ist.
Die Landschaft der naturgeschützten Insel ist durch vier erloschene Vulkane und durch eine weite Dünenlandschaft mit schönen Sandstränden geprägt. Es gibt kaum einen Baum auf der Insel, die Sonne brennt unermütlich und der Wind fegt ohne Pause durch die karge Landschaft.
Nach der Ankunft verließen wir rasch den kleinen Hafen, da das kleine Dörfchen neben einem Souvenirstand, einer Eisdiele und einer Tauchschule wenig Anreiz bot, um dort zu bleiben. Außerdem war der Strand am Hafen mit anderen Tagestouristen überfüllt. Unbefestigte Trampelpfade führten auf verschiedenen Wegen um und durch die Insel und so beschlossen wir uns auf den Weg auf die andere Seite der Insel zu machen. Es gibt zwar einen Fahrradverleih auf der Insel, aber unser Weg sah nicht so aus, als würde es Spaß machen dort zu radeln.
Start unserer Wanderung |
typischer Wanderweg auf La Graciosa |
marmorierter Vulkankrater - erinnert mich irgendwie an Schokokuchen |
Wir liefen quer Feld ein und orientierten uns lediglich an den kleinen nummerierten Holzbohlen auf dem Boden. Die Insel ist übersät von Grasbüscheln und lästigen verdörrten Stachelbüschen. An einigen Stellen könnte man barfuß gehen, wenn der Sand nicht so heiß wäre.
Auf der anderen Seite angekommen, bot sich der gewohnte Anblick einer Lavainsel. Es ist deutlich zu erkennen, dass die erloschene Lava ins Meer geflossen und dort erkaltet ist. Zum Baden gehen ist es im Juni zu kalt und die See ist ohnehin zu rau. Aufgrund der Strömung wird davon abgeraten zu weit rauszuschwimmen. Obwohl es geübte Schwimmer bestimmt bis zu der unbewohnten Insel Montana Clara schaffen würden. Diese Insel ist ein Vogelschutzgebiet und daher das Betreten verboten.
nördlicher Strand von La Graciosa bei Bajo del Corral |
Einzige Straße auf La Graciosa, die für Autos befahrbar ist. |
kleine Muscheln auf dem Boden |
Wer dennoch baden gehen möchte, muss wieder auf die andere Seite der Insel. Der südwestliche Teil der Insel bietet Traumstrände, die auch ein wenig wärmes Wasser haben. Wir entschieden uns auch zur anderen Seite zurückzukehren und merkten gar nicht wie wir einen Sonnenbrand bekamen. Am Abend erst merkte ich, dass mein Arm so stark verbrannt war, dass sich bereits Blasen auf der Haut bildeten.
Teilweise hört man nur den Wind auf der Insel. Keine anderen Touristen, keine Fahrzeuge, keine Vögel. Nur den Wind. Mir kam der Gedanke, dass die Insel besonders für Burn-out Patienten geeignet sein müsste. Man kann sich auf der Insel ein Zimmer mieten und jeden Tag einen anderen Teil der Insel erkunden. Obwohl die Insel klein ist, misst sie im Umfang 18 Kilometer - unmöglich an einem Tag zu erwandern.
Wer lauffaul ist, kann auch eine Jeep-Tour buchen oder sich auf einem Party-Katamaran teilweise um die kleine Insel schippern lassen.
Nachdem wir im Hafen zu Abend gegessen hatten, nahmen wir auf der letzten Fähre Richtung Lanzarote Platz und erlebten wieder einen Höllenritt auf dem Meer. Die Gischt spritzte mir ins Gesicht und das Boot neigte sich jedesmal gefährlich zur Seite, wenn eine Welle versuchte es aufzuspießen. Der Tagesausflug war wunderschön, wieder einmal bestätigte sich meine Begeisterung für karge, schroffe Landschaften, aber die Fährfahrt fand ich ganz schön gefährlich. Jetzt verstehe ich auch, warum der Fährverkehr bei schlechtem Wetter sofort eingestellt wird. Nach La Graciosa, genauso wie nach Loutro (Kreta), würden Basti und ich gern noch einmal zurückkehren und einige Nächte bleiben.
weißer Traumstrand |
Playa Francesa |
Party Katamaran vor der Küste La Graciosas |
Fischgericht mit typischen Salzkartoffeln und Salatbeilage |
Informationen:
Fähre: 20 EUR Hin- und zurück, Rabatt für Kinder und Einheimische. Es gibt 2 Fähren, eine fährt zu halben Stunde, die andere zur vollen Stunde. Über Mittag fahren keine Fähren.
- Express Ferry fährt ab 8.30 Uhr von Orzola nach La Graciosa und dann zur vollen Stunde
- Biosferaexpress wechselt sich ab und fährt überwiegend zur halben Stunde.
Katamaran: Buchbar unter www.lineasromero.com
Restaurant: Man sollte nicht zu viel von den Lokalen auf der kleinen Insel erwarten. Wir waren in einem Restaurant am Hafen, da das Varadero an der Promenade geschlossen hatte. Mein Fischgericht hat 7,50 EUR gekostet und Bastis Pizza 7 EUR. Cola 2,50 EUR
Tipp noch für Lanzarote: Hinter Orzola, auf der LZ 1, gibt es zahlreiche Parkbuchten, um ans Meer zu gehen. Hier gibt es Lagunen, Buchten und flaches, ruhiges Wasser. Das türkis farbene Wasser lädt geradezu zum Baden ein.
Hey Myri,
AntwortenLöschendie Insel sieht ganz anders aus als Lanzarote, so viel Sand und wirklich sehr karg. Um sich vom Alltagsstress zu erholen und zu entschleunigen, sicher genau das richtige.
Deine Schilderung von der Bootsfahrt erinnert mich ein wenig an unsere Speedboot-Tour im Hafen von Barcelona. Da ging es auch sehr wild auf dem Wasser zu, aber natürlich geplant und von uns so gewollt ;) Man freut sich dann richtig, festen Boden unter den Füßen zu haben.
Auch sehr schön finde ich, dass es gar nicht so sehr touristisch zu sein scheint. So kann man alles mehr genießen! Auf jedenfall stehen die Inseln bei mir jetzt ganz oben auf der Liste der nächsten Reiseziele.
Und an dieser Stelle erinnere ich mich dunkel an deinen Beitrag aus Sölden, wo du über Sonnenbrand berichtet hast. Ich hoffe du konntest mit den damals gesammelten Wissen, schnell deinen Arm kurieren ;)
Liebe Grüße
Swany