Samstag, 10. September 2016

Teneriffa: Tour im Westen - von uralten Drachenbäumen bis leckerem Kaktusfeigeneis

Mit dem Alter kommt auch die Weisheit. Bei uns lässt sich dieser Spruch auf unser Reiseverhalten übertragen. Auf unseren ersten Reisen ging es vordergründig darum so viel wie möglich in den wenigen Tagen zu sehen. Auf unserem Marokko Roadtrip waren wir fast täglich an einem neuen Ort und haben in einer anderen Unterkunft geschlafen. Dadurch haben wir viel von Land und Leute gesehen, aber wir konnten nie länger an einem schönen Ort verweilen. Auf Teneriffa haben wir das geändert. Wir hatten unsere Ferienwohnung für 9 Tage gebucht und haben die Gelegenheit auch einfach mal beim Schopf gepackt und ein paar Tage nur im Garten der Ferienwohnung entspannt.


Teneriffa - Insel des ewigen Frühlings


Daher kommen als erstes auch ein paar Fotos von unserer Ferienwohnung. Es war die bislang best ausgestattete Ferienwohnung, die wir je hatten. (Okay so viele hatten wir noch gar nicht.) Jedenfalls hatte die Ferienwohnung eine Terrasse mit 2 Liegen und Meerblick, einen eigenen Weinkeller, eine Waschmaschine mit allem was dazu gehört, eine perfekt ausgestattete Küche, ein Wohnzimmer mit Kamin, ein Tageslicht Bad und ein gemütliches, kleines Schlafzimmer. Vermietet wurde die Ferienwohnung von einem älteren Ehepaar, welches sehr freundlich war und uns bspw. den Grill Marke Eigenbau erklärte. Leider sprachen sie weder Englisch noch Deutsch und wir kein Spanisch. Wir hätten uns so gern mit ihnen unterhalten. Der Garten der Ferienwohnung hätte meiner Mama auch gefallen. Überall blühte es und bei jedem Schritt huschte eine Eidechse ins Gebüsch. Lief man nur ein paar Höhenmeter den Hang hinauf, so konnte man schon den Teide, Spaniens höchsten Berg, sehen. Hier habe ich übrigens die Ferienwohnung  Casa rural Montiel gefunden und gebucht.

Entspannen auf der Terrasse - mit Blick bis hinunter zum Meer

Der Garten der Ferienwohnung

Basti bei seiner Lieblingsbeschäftigung - den Blick in due Ferne schweifen lassen und den morgentlichen Kaffee genießen

Blick auf die Ferienwohnung Casa rural Montiel



ICOD DE LOS VINOS - und sein Drachenbaum


Die kleine Stadt im Nordwesten der Insel ist nichts für kleine PS-lose Mietwagen. Unser Renault Clio tat sich recht schwer damit, die steilen Hänge zu unserer Ferienwohnung zu erklimmen, besonders wenn wir gerade mit vollen Einkaufstüten aus dem Super Dino kamen. Im Ort neben der Shell Tankstelle gibt es einen Supermarkt der kanarischen Supermarktkette Super (kleinere) oder Hyper (größere) Dino. Die Kaufhallen sind mit deutschen vergleichbar und haben auch ein ähnliches Preisniveau. Der Super bzw. Hyper Dino hat auch eine Eigenmarke, die etwas günstiger als die bekannten Markenprodukte ist. Im Supermarkt gibt es zum Beispiel auch glutenfreies Brot von Schär. Da es immer mehr Menschen gibt, die ganz oder teilweise auf Gluten verzichten müssen oder wollen, finde ich diese Information wichtig. Aber generell sind alle Produkte gut gekennzeichnet und ggf. mit "sin gluten" für glutenfrei oder "sin lactose" für laktosefrei gekennzeichnet. Wir luden uns den Einkaufskorb aber erst einmal mit frischem Obst und Gemüse von der Insel voll. Die Auswahl war zwar nicht riesig, aber dafür lokal und lecker. Außerdem gibt es in den größeren Dino-Supermärkten eine frische Fisch, sowie Käse und Wursttheken.

In Icod de los Vinos kann man natürlich noch mehr erleben außer im Super Dino durch die Regale zu stiefeln. Zum Beispiel kann man sich den EL DRAGO MILENARIO ansehen. Um den berühmten Drachenbaum wurde ein botanischer Garten mit Kandellaber-Wolfsmilch und anderen typisch kanarischen Pflanzen angelegt. Der Drachenbaum ist das Wahrzeichen der rund 24.000 Seelen Gemeinde. Der Baum soll angeblich 1000 Jahre alt und 140 Tonnen schwer sein. Seine Krone ist 20 Meter breit und der Stammumfang beträgt 6 Meter bei einer Höhe von 17 Metern. Obwohl Experten den Baum auf "nur" 400 bis 500 Jahre schätzen, ist er trotzdem der älteste Baum des Archipels.

berühmte Drachenbaum von Icod de los Vinos


Nebenbei bemerkt, ist die Stadt auch das Zentrum des Weinanbaugebietes Ycoden-Daute-Isora. Vorrangig werden dort Weißweine und der berühmte Malvasierwein angebaut. Der Vulkanascheboden verleiht dem Wein sein charakteristisches Aroma. Der Weinanbau gilt als kulturelles Erbe der Insel und es gibt 5 Bezirke - mit einer Gesamtfläche von 8.177 Hektar - auf Teneriffa die Wein produzieren. Unsere Ferienwohnung war inmitten vieler kleiner  Parzellen, die alle Wein anbauen. Es schien so als ob jeder Bewohner in den höheren Lagen ein paar Weinstöcke am Hang unterhält. Unsere Ferienwohnung war auf 750 Höhenmetern und bis 900 Höhenmetern konnten wir abends entlang zahlreicher Weinstöcke schlendern gehen. Ab 900 Höhenmetern begann ein wunderschöner dichter Wald. Der Spaziergang ist bei 20 %igem Anstieg aber nichts für Untrainierte. ;-)

Weinanbau in Icod de los Vinos

 

GARACHICO und seine Naturschwimmbecken


Aufgrund der starken Atlantikströmung ist es im Nordwesten der Insel nicht einfach geschütze Badebuchen zu finden. Daher sind die natürlichen Schwimmbecken von Garachico ein besonderes Erlebnis. Insgesamt ist Garachico ein kleiner, gemütlicher Ort direkt am Atlantik. Das war aber nicht immer so: Im Jahre 1706 zerstörte ein heftiger Vulkanausbruch den kleinen Ort. Von den Spuren zeugen noch immer die Berghänge hinter dem kleinen Ort. Gottseidank konnten sich alle Bewohner rechtzeitig vor der heißen Lava in Sicherheit bringen. Ihren Ort Garachico bauten sie trotzig auf der erkalteten Lava wieder auf. Ein Spaziergang durch die Altstadt lohnt sich also. Die eigentliche Attraktion der Altstadt, so finde ich, sind die bereits erwähnten Naturschwimmbecken, die auch durch den Vulkanausbruch entstanden sind. Die Becken sind alle unterschiedlich tief, einige eignen sich auch für Kleinkinder. Wer lieber ein paar Bahnen schwimmen will, nimmt ein tieferes Becken am Rand. Aber aufgepasst, wenn der Atlantik zu rau ist, schlagen die Wellen mit voller Wucht in die Naturschwimmbecken und machen das schwimmen selbst dort gefährtlich. Aber zu den normalen Besuchszeiten gibt es dort Rettungsschwimmer. Der Eintritt ist trotzdem kostenlos. Umkleidekabinen gibt es genauso wie eine Toilette und ein Bistro. Hier kann man gut einen ganzen Tag verbringen oder sich am Abend gemütlich zwischen den Lavabergen setzen und der Sonne beim ins Meer fallen zu sehen.


Naturschwimmbecken von Garachico - hier auch für Kinder geeignet

Naturschwimmbecken von Garachico - eine tolle Aussicht auf den Atlantik und die Brandung

Naturschwimmbecken von Garachico - natürlich durch erkaltete Lava gebildet

 TENOMASSIV - ältestes Gebirge Teneriffas


Wir fuhren weiter westwärts auf einer Straße, die sich immer enger und steiler ins Gebirge schraubte. Wieder keuchte unser kleines Mietauto und der Blick nach oben zu den Auffanggittern für herunter fallendes Geröll bestätigte wieder einmal, dass unser Reiseführer die Strecke zu recht als gefährlich einstuft. Auch die 500 Meter hohen Klippen sind ein Teil des Tenomassivs, sie entstanden vor mehr als 7 Mio. Jahren, als die Erosion tiefe Täler in die Berge schnitt.  Die Region  wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und darf nur noch eingeschränkt für die Landwirtschaft genutzt werden. Den Besucherströmen tat das jedoch keinen Abbruch - ganz im Gegenteil. Wir fanden gerade noch so einen freien Parkplatz, um uns umzuschauen, ans Meer zu gehen, den Leuchtturm anzusehen und den Wind und die Sonne zu genießen. Da das Meer hier in einigen kleinen Buchten eher ruhig ist, lohnt es sich die Badehose und das kleine Schwesterchen einzupacken. ;-) Die Kamera sollte man auch nicht im Auto vergessen, nicht weil sie vielleicht gestohlen werden könnte, sondern weil die Fotomotive echt toll sind.

Am Faro de Teno

Wenn das Meer ruhig ist, perfekt zum baden

Steile Klippen auf dem Weg durchs Teno Gebirge

MIRADOR DE BARÁCAN - eine herrliche Aussicht


Auf dem Weg nach Masca kommt man an einigen schönen Aussichtspunkten vorbei. Der Mirador de Baracán ist einer davon. Von der Landstraße aus fährt man direkt auf den kleinen Parkplatz am Straßenrand und läuft ein wenig durch die Gegend. Der Wanderweg hat nur eine geringe Ansteigung und eignet sich für jedermann. Am Rand blühen viele heimische Pflanzen, wie kleine Steinrosen, Aloe Vera, Kaktusfeigen oder Gingster und ein permanenter Duft nach Kräuterin steigt in die Nase. Vom Aussichtspunkt kann man bei schönem Wetter bis aufs Meer blicken und ich rate einmal, dass man bestimmt auch eine benachbarte Insel sehen kann. Dreht man sich um und blickt in Richtung Teno Alto, sieht man terrassenförmige Felder, die mich urplötzlich an China erinnern. Aber man sagt ja auch, dass Teneriffa landschaftlich so vielfältig wie ein ganzer Kontinent ist.

Mirador de Baracán

MIRADOR DE LA CRUZ DE HILDA - der Blick auf die Serpentinenstraße


Nicht weit vom Mirador de Baracán entfernt ist ein weiterer schöner Aussichtspunkt zu finden. Der Mirador de la Cruz de Hilda hat sogar eine kleine Gaststätte mit angeschlossenem Souvenirshop. Die Gerichte beschränken sich auf typisch kanarische Tapas und Salate. Wir gönnten uns jedoch nur einen frisch gepressten Papayasaft. Ich kaufte noch ein paar Souvenirs, wie mojo-rojo-Soßenpulver, Kaktusfeigenmarmelade, Postkarten, Pflanzensamen und Magnete ein. Ein Stop an diesem Aussichtspunkt lohnt sich wirklich. Es waren gerade  nicht viele Menschen dort, es lief chillige Musik und wer keinen großen Hunger hat, gönnt sich halt nur ein Eis am Stiel während er in Gedanken versunken der Silhouette der Serpentinenstraße folgt.

Serpentinenstraße vom Mirador La Cruz de Hilda zum Weiler Masca

Mirador La Cruz de Hilda

WEILER MASCA - Kaktusfeigeneis mit Palmenhonig und eine Wanderung durch die Schlucht


Eines vorweg: Masca hat uns so gut gefallen, dass wir gleich zwei Mal dort waren. Das kleine Dörfchen ist ein Paradies. Der Weiler ist so klein, dass man schon fast aus dem Örtchen wieder rausfährt ehe man realisiert hat, dass man bereits in Masca ist. Ich empfehle euch einen Parkplatz am Kreisverkehr fast am Ende des Örtchen zu suchen und die Handbremse gut anzuziehen.  In Masca findet man die typisch ländliche kanarische Architektur. Im Restaurant "La Fuente" hat man nicht nur einen grandiosen Ausblick in die Schlucht, sondern auch auf das pittoreske Bergdörfchen. Als Mittagessen reichten uns eigentlich immer die angebotenen Tapas. Am liebsten habe ich die Papas mit verschiedenen Soßen gegessen. Basti bestellte sich wahlweise ein Sandwich oder eine Suppe.  Das eigentliche Highlight in Masca war aber das Kaktusfeigeneis mit Palmenhonig von La Gomera. Das Kaktusfeigeneis wird wohl auf Wassereisbasis gemacht und schmeckt mit dem Palmenhonig einfach göttlich. Wir sind extra noch einmal am letzten Abend dort hingefahren, um noch einen 2. Eisbecher zu schlemmen. Der Eisbecher ist seine 4,95 EUR auf alle Fälle wert.  Die Tapas kosten zwischen 4 bis 10 EUR und liegen damit im Inseldurchschnitt. Allerdings sind die Toiletten im Restaurant jetzt nicht der Brüller.

Besonders lecker: Kaktusfeigeneis mit Palmenhonig aus Masca, Teneriffa

Um das Eis zu verdauen und weil es uns einfach reizte, kletterten wir die Schlucht in Richtung Meer hinunter. Leider hatten wir diesen Ausflug nicht geplant und sind in den Abendstunden einfach drauf los geklettert. Normalerweile startet man diesen Ausflug in der Frühe, klettert mehr als dass man läuft die Schlucht bis zum Meer hinunter, steigt unten in ein Boot ein und lässt sich nach Los Gigantes schippern, um dann einen Transfer zurück nach Masca zu nehmen. Kann man z.B hier oder hier buchen.

Am Anfang ist der Weg hinunter noch einfach und man hat die Gelegenheit nach links und rechts zu schauen und die üppige Natur zu bestaunen. Etwas später, wen die Steigung bei ca. 20% liegt, freut man sich bereits, wenn man einen festen Stein zum Drauftreten findet. Wir sahen Bananenstauden, gigantische Aloe Vera Pflanzen mit Blüten, die wie riesige Spargelstängel aussahen, jede Menge Palmen und Kaktusfeigen, die wie Unkraut überall wuchsen. Gefühlt bei jedem neuen Schritt huschten aufgeschreckte Eidechsen ins Gebüsch. Den Ziegen, die gemütlich am Hang grasten, machte die enorme Steigung augenscheinlich nichts aus. Nach einer Stunde waren wir durchgeschwitzt und mussten einsehen, dass es noch circa 2 weitere Stunden dauern würde, bis wir unten ankommen würden und so entschlossen wir uns wieder hoch zu klettern. In nicht einmal einen Kilometer hatten wir 250 Höhenmeter überwunden. Bei unserer nächsten Reise auf die Kanaren werden wir nach Masca zurückkehren und die komplette Tour machen und uns anschließend mit einem Kaktusfeigeneis mit Palmenhonig belohnen. Jawohl!

Wanderung von Masca in Richtung Küste


wunderschöne Natur


Laut Reiseführer braucht man für die rund 4 Kilometer lange Strecke etwa 4 Stunden bis man unten an der Küste ankommt und noch einmal weitere 5 Stunden, um wieder hochzuklettern. Immerhin liegt Masca auf ca. 650 - 750 Höhenmeter, die man bis auf Null Meter runterklettern muss. Am Eingang der Schlucht steht ein Warnhinweis, dass die Tour auf eigene Gefahr ist. Nach einem starken Regen sollte man die Tour wirklich nicht allein machen, da durch die Schlucht ein Rinnsal führt, der aber auch deutlich mehr Wasser führen kann. Von der Natur her fühlt man sich ein wenig wie auf Kuba - überall Palmen und Bananenstauden.


Es geht immer tiefer in die Schlucht und nach jeder Kurve denkt man, dass am doch das Meer sehen müsste, aber leider ist es nicht so ...

steiler und teilweise gefährlicher Aufstieg


Über Santiago del Teide haben wir die Rückfahrt nach Icod de los Vinos angetreten. Fairerweise muss ich sagen, dass wir diese Tour an 2 Tagen gemacht haben. Sie bietet aber auch genug Potential für 3 Tage. Alles an einem Tag zu erleben, ist schlichtweg nicht drin. Man könnte auch viel länger an dem ein oder anderen Ort bleiben oder bspw. eine oder zwei Nächte in Masca übernachten.


Buchtipp: Die Inspiration zu dieser Tour habe ich dem Reiseführer MERIANmomente Teneriffa entnommen. Ich bin seit meinem Kuba Reiseführer von dieser Serie begeistert.

Sonnenuntergang von unserer Ferienwohnung in Icod de los Vinos aus fotografiert ...


... die Sonne geht und der Nebel kommt ... sehr mystisch

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