Sonntag, 17. Dezember 2017

Zypern Teil 3: Das Tróodos-Gebirge im Herzen der Insel

Nachdem wir die ersten Tage auf Zypern am Meer verbracht hatten, beschlossen wir ins Troodos-Gebirge zu fahren. Wir nahmen die verkehrsarme Landstraße, nicht die Autobahn und fuhren durch kleine Dörfer mit teilweise sehr engen Gassen, sodass ich nur den Arm aus dem Auto hätte strecken müssen, um Zitronen, Limetten und Granatäpfel zu pflücken. Vor uns türmten sich allmählich die fast 2000 Meter hohen Berge auf, die bei klarem Wetter einen Panoramablick über die gesamte Insel ermöglichen.

Scheinbar am Ende der Welt umrundet der Artemis-Trail den zyprischen Olymp



Besonders im Frühjahr und Herbst eignet sich das Tróodos-Gebirge zum Wandern, da die Temperaturen dann angenehm sind. Von Dezember bis März liegt erstaunlicherweise Schnee auf dem Olymp, Zyperns höchstem Berg, und die Skilifte werden in Betrieb genommen. Kaum zu glauben, aber auf der Insel im östlichen Mittelmeer kann tatsächlich Wintersport betrieben werden.


Auf der Landstraße ins Tróodos-Gebirge


Der Artemis Wanderweg entlang der 1850-m-Isohypse


Als wir uns am Vorabend mit anderen deutschen Reisenden unterhalten hatten, wurde uns der Artemis-Trail empfohlen. Er liegt auf 1850 Höhenmetern, ist Zyperns höchstgelegener Wanderweg und weist auf seiner 7 km langen Strecke kaum Steigungen auf. Er führt einmal um den Olymp. Der Ausgangspunkt der Wanderung ist die Abzweigung auf den Olymp von der Straße Pródromos - Tróodos.

Artemis-Trail auf Zypern

Rund zwei Kilometer vor dem Ausgangspunkt der Wanderung ist eine Art Mittelstation mit Restaurants, Cafés, Souvenirshops und kostenfreien Parkplätzen. Obwohl es niedriger als der Wanderweg gelegen ist, war es viel kälter und so froren wir bei 11°C. Nichtsdestotrotz bestellten wir einen Cappuccino und - was auch sonst - einen Burger. Umsäumt von Katzen aßen wir unser Mittagessen und teilten es mit den Streunern.


Fit fürs Wandern. Ich gehe nie ohne ausreichend Wasser und Sonnenschutz los.


Unsere Wanderung starteten wir bei Sonnenschein und leichtem Wind. Es war nicht kalt. Wir liefen über rotem Sand und an Kiefern vorbei, die zu meinem Erstaunen keine Spitze mehr hatten. Schlugen Blitze in die Baumspitzen ein? Die Gegend ist sehr trocken und es besteht oft Waldbrandgefahr. Es ist nicht ratsam nach einem starken Regenfall Wandern zu gehen, da die Erde dann wohl sehr schlammig und rutschig sein wird. Die vielen Sitzbänke entlang des Weges laden zu Pausen machen und zum Genießen der Aussicht ein. Etwa auf halben Weg kann man sich tatsächlich davon überzeugen, dass Wintersport auf Zypern betrieben wird, denn man passiert die Stelle mit den Skiliften.

Zyperns höchster Berg mit 1952m ist der Olymp - Nicht zu verwechseln mit dem Olymp, dem Sitz der Götter, in Griechenland. Laut Internet-Recherche wurden 19 Berge Olympos, bzw. die Kurzform davon, Olymp benannt. Leider gibt es keine Möglichkeit auf den Gipfel zu gelangen, da dieser militärisches Sperrgebiet ist. Die Briten betreiben dort eine Station zur Flugüberwachung im Umkreis von 3000 km - also bis auf die arabische Halbinsel.


Blick auf den zyprischen Olymp mit seiner britischen Radarstation


Als dann die Sonne verschwand, zog bald Nebel auf und umhüllte die benachbarten Berge. Auf der Strecke sind Kilometer-Markierungen von 1 bis 6 sowie Schilder mit den griechischen und englischen Namen der Pflanzen und Gesteinsarten, u.a. Chrom, vorhanden. Auf etlichen Hinweistafeln wird auch daraufhingewiesen, dass das Jagen verboten ist. Auf Zypern werden leider noch immer Singvögel abgeschossen.

Als wir gegen 16 Uhr wieder am Auto waren, hatten wir nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang Zeit und beschlossen kurzerhand zum berühmten Kloster Kýkko zu fahren.




Das Kloster Kýkko


Es ist das bekannteste und reichste Kloster der Mittelmeerinsel. Wenn man den komplett vergoldeten Saal indem die Gottesdienste abgehalten werden, besichtigt, wird man dies auch kaum anzweifeln können. Glücklicherweise war das Kloster gut ausgeschildert und wir erreichten es rechtzeitig. Im Sommer ist es bis 18 Uhr geöffnet. Ob am Imbisstand, im Museum, im Souvenirshop mit seinen sündhaft teuren Ikonen oder in der klostereigenen Herberge man entgeht dem Geschäftssinn der Mönche nur selten.

Innenhof des Kloster Kýkko auf Zypern

Goldverzierungen im Kloster Kýkko

Als wir ankamen, waren die Touristenbusse wieder in Richtung der Bettenburgen unterwegs und der Kleiderständer mit den Leih-Kutten für allzu freizügige Touristen stand verweist in der Ecke. Da wir noch unsere Wandererkluft trugen, waren wir angemessen gekleidet. Lediglich wies unsere Kleidung Spuren des roten Sandes auf. Ziellos streiften wir durch die Anlage und entdeckten zufällig den Gottesdienst der Priester. Sie sangen wunderschön und einer schwengte ordentlich Weihrauch durch den Saal. Wir liefen anschließend durch die Räumlichkeiten mit den Reliquen und sahen etliche Bibeln, Gefäße und abgetrennte Hände in Eisenhänden. Etwas gruselig. Das Museum besichtigten wir nicht, sondern nutzten die letzten hellen Minuten des Tages, um den Berg weiter hochzufahren und Fotos vom Sonnenuntergang in den Bergen zu machen.


Das Kloster Kýkko aus den Bergen fotografiert.

Zwei süße Kätzchen vor dem Kloster, die ich gern mitgenommen hätte.


Exkurs: Makarios III - Vater der Nation oder Kriegstreiber?


Überraschenderweise fanden wir auf dem Berg eine riesig große Statue. Erst beim anschließenden Stöbern im Reiseführer erkannte ich es auf einem Foto. Es handelt sich dabei um Makarios III, Erzbischof und späterer Staatspräsident. Er trat nach dem Tod der Mutter mit nur 13 Jahren ins Kloster Kýkko ein und stieg zum Führer der Zyperngriechen auf und initiierte ein Referendum zum Anschluss Zyperns an Griechenland. 1955 rief er zum bewaffneten Widerstand auf, daraufhin wurde er von den Briten interniert, war anschließend im Exil und wurde 1959 zum ersten Staatspräsidenten Zyperns gewählt. Während seiner Amtszeit beschnitt er die Rechte der türkischen Zyprioten und dies führte zum Bürgerkrieg. Die orthodoxen Geistlichen auf Zypern fordern besonders in den Gotteshäusern zum Anschluss Zyperns an Griechenland auf. Die türkischen Zyprioten halten dagegen und argumentieren u.a. damit, dass die Osmanen die Insel länger beherrschten als die Griechen. Tatsächlich findet man die Überreste einer Vielzahl von Kulturen auf der Insel. Im Zypern-Konflikt gibt es nicht einfach DIE Wahrheit. Man muss die gute geopolitische Lage der Insel und deren große Bodenschätze (Erdgas vor der Küste bspw.) berücksichten, um die verschiedenen Parteien und Anspruchsgruppen zu verstehen.


Makarios III.

Im nächsten Reisebericht nehme ich euch daher in die letzte geteilte Hauptstadt Europas - nach Nikosia mit, zeige euch die Stadt und erzähle von den Auswirkungen der Teilung.

Wenn dir mein Reisebericht gefallen hat, dann teile ihn doch auf Pinterest. :)

2 Kommentare:

  1. Sehr schöne Impressionen, vielen Dank für´s Zeigen.
    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
    Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht dir
    Heike

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  2. Liebe Heike, ich wünsche Dir auch einen guten Rutsch und ein friedvolles und gesundes neues Jahr. LG Myriam

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