Karlsbad, oder auch Karlovy Vary, ist der berühmteste Kurort in der Tschechischen Republik. Der Ort an der Eger lässt sich wunderbar durch einen Spaziergang erkunden. Mit der typischen Karlsbader Tasse schlendert man von Heilquelle zu Heilquelle und tut es den anderen Kurgästen seit Jahrhunderten gleich. Die Heilwirkung der Thermalquellen war bereits im 14. Jahrhundert bekannt. Zunächst wurde das Wasser der Quellen nur für Bäder genutzt, die Trinkkuren wurden erst später populär. Aber später mehr dazu.
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Mühlbrunnenkolonnade in Karlovy Vary |
Die Fahrt von Leipzig nach Karlsbad dauerte länger als gedacht, da wir mit Ausnahme eines kleinen Abschnittes Autobahn, nur serpentinenreiche Landstraße befahren konnten. Die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien ist schon längst nicht mehr anhand von Schlagbäumen oder Grenzkontrollen auszumachen - sie ist nur noch an der schlagartig schlechter werdenen Häusersubstanz und den unzähligen Schlaglöchern zu erkennen. Es ist traurig mitansehen zu müssen wie sich die einst prächtigenVillen ihrem Schicksal überlassen werden. Umso erfreuter stellten wir fest, dass
unser Schlosshotel "Royal Rolf" diesem Schicksal entkommen ist und vor einigen Jahren renoviert wurde. Nach der Begrüßung bezogen wir unser geräumiges, helles Turmzimmer. Den Abend ließen wir im Hotel ausklingen und erkundeten abends die Wellnesslandschaft mit Schwimmbecken, Whirlpool und Saunen im Keller.
Spaziergang durch Karlsbad - von Kolonnade zu Kolonnade
Karlsbad ist mit seinen knapp 50.000 Einwohnern nicht besonders groß. Daher reichen durchaus 1-2 Tage für die Besichtigung der Stadt. Der Saisonstart ist traditionell in der zweiten Maiwoche. Ab diesem Zeitpunkt drängen sich Touristen und Kurgäste aus vielen Ländern, besonders aus Russland und China, durch die engen Gassen der Stadt. Die wenigen Parkplätze im Zentrum der Stadt sind größtenteils den Hotelgästen vorbehalten und so sucht man sich am besten ein Parkhaus außerhalb vom Zentrum oder reist mit der Bahn an. Karlsbad unterscheidet sich von anderen Städten durch seine 12 Heilquellen, die in sogenannten Kolonnaden (Säulengängen) und Pavillons präsentiert werden.
Die Sprudelkolonnade ist ein funktionaler Stahlbetonbau aus den 1970er Jahren. Als wir Mitte Mai dort waren, konnte leider der Geysir des Sprudels aufgrund von Bauarbeiten nicht besichtigt werden. Sehr schade - ist es doch die beeindruckendste der 12 Quellen. Nichtsdestotrotz kauften wir uns uns eine Karlsbader Tasse und kosteten das Wasser der drei benachbarten Quellen. Alle drei Quellen haben eine unterschiedliche Wassertemperatur und schmecken metallisch salzig. Irgendwie seltsam widerlich nach Blut. Und das soll eine Heilwirkung haben?
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Ich mit meiner Tasse an einer der 12 Heilquellen in Karlovy Vary |
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Sprudelkolonnade |
Die Marktbrunnenkolonnade ist nur einen Katzensprung weit von der Sprudelkolonnade entfernt. Die wunderschöne Holzkolonnade im Schweizer Stil wurde 1883 offiziell in Betrieb genommen. Der Sage nach soll Karl IV. an dieser Stelle seine kranken Glieder kuriert haben. Im Inneren der Kolonnade sprudeln drei Quellen: Karl IV.-Quelle, Untere Schlossbrunnen-Quelle und Marktquelle.
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Marktbrunnenkolonnade |
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Im Inneren der Marktbrunnenkolonnade |
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Inschrift: 2. Pramen KARLA IV. 64°C. (2. Quelle Karl IV.) |
Gleich fünf Quellen sprudeln in der Mühlbrunnenkolonnade unweit der weißen Holzkolonnade. Vor der griechisch anmutenden Kolonnade steht eine Statue aus Sand. Die Sandskulptur wechselt jedes Jahr und steht pünktlich zur Saisoneröffnung im Mai an ihren angestammten Platz. In diesem Jahr ist es Tomás Garrique Masaryk, erster tschechoslowakischer Präsident, auf seinem Wallach Hektor.
Auch nach unserer 3. Kolonnade und mindestens ein Schluck Heilwasser aus jeder Quelle lautete mein Urteil noch immer: widerlich. Mit dem Heilwasser konnte ich mich einfach geschmacklich nicht anfreunden. Aber noch ein paar Worte zur Kolonnade: In Juni 1881 fand die feierliche Einweihung der steingemauerten Neorenaissance-Kolonnade statt. Zuvor stand dort eine hölzerne Wandelhalle, die erste, die es den Kurgästen ermöglichte auch bei schlechtem Wetter an den Quellen zu verweilen. Der Nachfolgebau ist die größte Kolonnade in Karlsbad und meine persönliche Lieblingskolonnade. Die Attika der Kolonnade zieren 12 Statuen, die die 12 Monate symbolisieren.
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Sandskulptur vor der Mühlbrunnenkolonnade |
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5 der 12 Statuen, die die 12 Monate symbolisieren |
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Die 7. Quelle RUSALKA |
Nur wenige Schritte von der Mühlbrunnenkolonnade steht der Pavillon der Freiheitsquelle. Der achteckige, hölzerne Säulenpavillon wurde 1865 eröffnet und ist ebenfalls frei zugänglich. Als Bauarbeiter Anfang der 1860er Jahre Erdarbeiten für das Fundament eines neuen Kurhauses durchführten, stießen sie auf eine bis dato noch unbekannte Quelle. Seit 1949 trägt sie den Namen Pramen Svoboda (Freiheitsquelle).
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Pavillon der Freiheitsquelle |
Die reich verzierte, gusseiserne Parkkolonnade liegt etwas abseits am linken Ufer der Teplá. Die Kolonnade mit der frei zugänglichen Schlangenquelle wurde im Juni 1881 eingeweiht. Sie war ursprünglich Teil einer zweiarmigen, überdachten Promenadenveranda. 1965 war der sogenannte Blansko-Pavillon allerdings so baufällig, dass er abgerissen werden musste und so blieb nur der Ostflügel der Wandelhalle übrig. Das Wasser der Schlangenquelle (28,7°C) ist nicht so salzig und metallisch wie das der anderen, es schmeckt dafür aber nach Kohlensäure. Mir hat die Quelle von allen am besten
geschmeckt - sofern man hier von
schmecken sprechen kann.
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reich verzierte, gusseiserne Parkkolonnade |
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Die Wandelhalle der Park- oder auch Gartenkolonnade |
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Detailansicht der Parkkolonnade in Karlsbad |
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Parkkolonnade in Karlsbad |
Die
Schlosskolonnade, ein gemauerter Jugendstilbau, ist nicht frei zugänglich. Das Objekt ist den Gästen des Schlossbades vorbehalten. Daher kann ich zu dieser Kolonnade leider nur verlinken. Wir haben sie uns nicht selbst angesehen.
Im nächsten Reisebericht "Spaziergang durch Karlsbad - Teil 2: Sehenswürdigkeiten und Spezialitäten" geht's zum einen hoch hinaus und zum anderen enthülle ich das Geheimnis um die 13. Quelle. Und die schmeckt sogar. Versprochen! ;)
Denkst du ein (verlängertes) Wochenende reicht für Karlsbad oder kann man gut 1-2 Wochen dort verbringen?
AntwortenLöschenWenn du eine Kur machst oder auch nur Anwendungen,wie Massagen,buchst,kannst du locker 1-2 Wochen in Karlsbad verbringen. Oder du machst Ausflüge ins Umland, wie wir auf die Hrad Loket.
LöschenLG Myriam
„Am heißen Quell verbringst du deine Tage, das regt mich auf zu innrem Zwist; / Denn wie ich dich so ganz im Herzen trage / Begreif‘ ich nicht, wie Du woanders bist.“
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