Donnerstag, 15. September 2016

Teneriffa: Tour im Norden - auf Entdeckungstour durch das Anaga-Gebirge

Teneriffa wird zu recht als kleiner Kontinent bezeichnet. Ist man in einem Moment noch in mitten einer kargen Vulkanlandschaft, kann man ein paar Kilometer weiter schon im dichten Lorbeerwald oder am tosenden Meer stehen. In diesem Reisebericht nehme ich euch mit auf eine Tour durch den Norden der Insel. Diese Region wurde noch nicht für den Massentourismus erschlossen, sondern spricht eher Naturfreunde an, die die Ruhe der Berge zu schätzen wissen. Also zieht die Wanderschuhe an und los geht unsere Entdeckungstour.


Blick ins Anaga-Gebirge


   

LA LAGUNA



Wer La Laguna nicht gleich im Navigationssystem findet, muss den gesamten Stadtnamen San Cristobal de la Laguna eingeben. In der Altstadt reihen sich zahlreiche Adelshäuser und Paläste aus dem 17. und 18. Jahrhundert aneinander. An keinem Ort auf der Insel sieht man so viele historische Bauwerke wie in der Studentenstadt La Laguna.  Die gesamte Altstadt wurde übrigens auch zum UNESCO Kulturerbe erklärt.
Auch trotz dieser Tatsachen hat uns die Stadt im Vergleich zu den anderen Ortern auf der Insel nicht besonders gut gefallen. In den engen Gassen drängen sich Autos, Fahrradfahrer und unzählige Touristen. Außerdem staut sich die Hitze in den Straßen, da kein kühlendes Lüftchen durch die Stadt zieht. Wenn man den Trubel der Stadt satt hat, fährt man einfach ins Anaga Gebirge und genießt die dichten Wälder.

Tipp: Im Zentrum der Innenstadt gibt es ein günstiges Parkhaus - 1 Stunde kostet 60 Cent. Uns hat eine Stunde vollkommen ausgereicht, um durch die Stadt zu schlendern. 

Haus in La Laguna

hübscher Balkon in La Laguna


MONTANAS DE ANAGA


Dieser Gebirgszug zeichnet sich durch sein bizarres Relief und viele Steillagen aus. Geologisch gesehen handelt es sich hierbei um den ältesten Teil der Insel. Das Klima in den Höhenlagen ist deutlich feuchter und regenreicher als im Süden der Insel. Dadurch konnte sich in dieser Region auch eine üppige Vegetation mit Farn-, Lorbeer-, und Baumheidewäldern ausbreiten. Angeblich leben im Anaga-Gebirge mehr als 120 Arten von Lebewesen, die nur in diesem Biotop vorkommen. Für Wanderfreunde ist der Norden Teneriffas genau richtig. Weitesgehend ist dieser Teil der Insel noch vom Massentourismus verschont geblieben. Allerdings gibt es dort auch nicht so viele Strände, Unterkünfte und Bars wie im touristischen Süden. 

Ab dem kleinen Örtchen Las Mercedes gehts stark Berg hoch und die Natur verändert sich rapide von äußerst karg zu sehr fruchtbar und grün. Man fährt auf der Straße durch einen dichten Wald, durch den nur vereinzelt Sonnenstrahlen durchscheinen und die den Asphalt gescheckt aussehen lassen.


 

MIRADOR DE JARDINA und MIRADOR DE CRUZ DEL CARMEN


Auf dem Weg ins Anaga-Gebirge kommt man an vielen Aussichtspunkten vorbei. Am Mirador de Jardina kann man bei gutem Wetter bis zur Insel Gran Canaria schauen. Wir hatten aber leider Pech und ein dicker Nebelschleier legte sich über die Landschaft. Aber trotzdem konnte ich den dichten, grünen Wald mit den unzähligen Lorbeerbäumen und die Straße, die sich ins Gebirge schlängelte, erkennen. 


Mirador de Jardina

In der Nähe vom Mirador de Cruz del Carmen gibt es einen kostenlosen Parkplatz. Direkt von diesem Parkplatz führen drei Wanderwege in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen durch den dichten Lorbeerwald.  Es ist der Weg der Sinne. Hinweisschilder weisen den Wanderer daraufhin, dass er den Wald mit seinen Sinnen erleben soll. Was riecht man? Was hört man? Welche Pflanzen und Tiere sieht man? Wie fühlen sich die Stämme der alten Bäume an? Es macht große Freude durch den schattigen Wald spazieren zu gehen und den Wald zu erleben. Überall summt es und Eidechsen huschen hastig ins Gebüsch, wenn man sich ihnen nähert. Am Anfang läuft man einen einfachen Weg auf Holzbohlen entlang, dann nimmt der Rundweg an Steigung zu und man läuft über ausgeschwemmte Wege. Der letzte Teil des Rundweges kann bei oder nach einem starken Regen schon etwas gefährtlich werden. Da es aber längere Zeit nicht mehr geregnet hatte, als wir dort waren, konnten wir den Weg problemlos bewältigen. Ansonsten muss man einfach wieder den leichteren Weg zurücklaufen. Am Ende der Wanderung kann man an einem Aussichtspunkt aufs Meer blicken. Wir hatten leider einen nebeligen Tag erwischt und keine weite Sicht. 


Wanderweg im Lorbeerwald


Mirador de Cruz del Carmen

noch ist der Weg durch den Lorbeerwald einfach zu laufen

aber langsam wird der Weg steiler

dank der Wegweiser ist Verlaufen praktisch unmöglich

Am Scheitelpunkt des Wanderweges wird man mit diesem tollen Ausblick belohnt - Mirador del Llano de Los Loros

Nach Starkregen ist dieser Teil des Wanderweges nur auf eigene Gefahr zu betreten

Da bei uns gerade das Besucherzentrum geschlossen hatte, sind wir in den kleinen Verkaufsladen am Parkplatz gegangen und ich habe ein wenig geschnökert. Der Laden hatte Obst und Gemüse der Saison, jede Menge Kalender, Marmelade, Likör, Öl und sowohl neue als auch alte Bücher in vielen Sprachen im Angebot. Ich war quasi im Paradies und ließ mich auch nicht davon abbringen, dass der Ladeninhaber gerade schließen wollte. Basti kümmerte sich um Sandwiches, Cookies und gekühlte Getränke, währenddessen ich Postkarten (Briefmarken gibts dort auch) und Bücher aussuchte. 

1. Buchtipp: Das Canarische Tagebuch der Autorin Luise Schmidt beschreibt wie die junge Hauslehrerin im Februar 1904 den Dampfer Lucie Woermann besteigt, um in La Orotava eine Stelle als Erzieherin anzutreten. Viele Jahre arbeitete sie bei der Familie Trenkel im Hotel Martiánez in Port Orotava. Ihr Tagebuch inkl. zahlreicher Fotos, Postkarten, Briefen und Zeitungsartikeln bewahrte Luise Schmidt über die Jahre hinweg sorgsam auf, bis schließlich ihr Enkelsohn diese historischen Dokumente aufarbeitete und sie als Tagebuch im Zech Verlag erschienen sind.

Ich habe das Tagebuch an einem Abend auf unserer Terrasse durchgelesen. Luise beschreibt ihren Alltag ungeschönt und in einem lakonischen Stil. Das Buch liest sich sehr schön, besonders weil es so ehrlich ist und die Sicht einer einfachen Arbeiterin schildert, die von den Strapazen ihrer Tätigkeit genauso wie von ihren Ausflügen auf Teneriffa berichtet.

2. Buchtipp: Wie bereits im vorherigen Beitrag erwähnt, ist die Serie MERIANmomente mein absoluter Favorit in Sachen Reiseführer. Daher kann ich MERIANmomente Teneriffa sehr empfehlen.


PUNTA DEL HIDALGO


Wer den Abend am Meer ausklingen lassen will, ist im kleinen Örtchen Punta del Hidalgo gerade richtig. Auch dieser Ort ist noch nicht vom Pauschaltourismus geprägt. Von hier starten auch längere Wandertouren durchs Anaga-Gebirge. Die Küste ist felsig und erschwert so das Schwimmen im Meer. Aber glücklicherweise gibt es auch hier ein Meerwasser-Naturschwimmbecken. Dieses befindet sich an der Uferprommenade direkt gegenüber vom Spa Hotel Ocean. Die Infrastruktur um das Naturschwimmbecken herum ist hervorragend. Es gibt in den Sommermonaten einen Rettungsschwimmer, der bis 20 Uhr da ist, einen Erste Hilfe Stand, Toiletten, Umkleidekabinen, Duschen, Sitzbänke und ein Bistro für den kleinen Hunger. Obwohl das Naturschwimmbecken Schutz vor dem tosenden Meer bietet, schlagen doch immer zur Freude der kleinen (vermutlich einheimischen) Jungs die Wellen über den Rand des Beckens. Sollte es selbst im Naturschwimmbecken zu gefährlich sein zu schwimmen, wird hier die rote Fahne gehisst. Auch die Wasserqualität des Pools wird stets überprüft. Dieses Naturschwimmbad hat die Blaue Flagge für gute Wasserqualität erhalten. Bei angenehmen 25°C ist dieses Naturschwimmbecken eine tolle Gelegenheit sich abzukühlen. 

tosende Brandung im Örtchen Punta del Hidalgo

Blick auf die Berge im Hintergrund

Meerwasser-Naturschwimmbecken in Punta del Hidalgo

Das Schöne an dieser Tour ist, dass man nichts vorher planen muss oder sich irgendwo anmelden muss. Setzt euch einfach in euer Auto oder in den Linienbus und erkundet Teneriffas wundervollen Norden!

Habt ihr noch weitere Tipps für Teneriffas Norden?

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