Montag, 25. August 2014

Einführung in die Haja- Kräuterkunde und die 5 besten marokkanischen Beautyprodukte

Nach meinen 7 Reiseberichten über unsere Fahrt durchs Land folgen nun einige Specials. Anfangen möchte ich mit unserer botanischen Exkursion durch die Wälder Essaouiras und der anschließenden Einführung in die heimische Heilkräuter Praxis. Außerdem stelle ich euch marokkanische Beautyprodukte vor, die es so nicht in deutschen Drogeriemärkten zu kaufen gibt.





Wir wurden von Claudia, die sich mit ihrem eigenen Unternehmen berberlands selbstständig gemacht hat und seit 4 Jahren in Marokko lebt, vor unserer Ferienwohnung abgeholt. Anschließend fuhren wir zusammen mit ihr, ihrem Hund und dem angesehenen Herbalisten Rachid in die nahegelegenden  Tujaholz- und Mimosenwälder um Essaouira.

Sie bog nach einer guten halben Stunde von der leeren, geteerten Straße auf eine Schotterpiste ab, parkte das Auto im Schatten, nahm einen Rucksack mit Getränken für uns mit und gab mir einen Sonnenhut für die Mittagshitze.

Die Fotos werden aufgrund technischer Probleme nicht richtig dargestellt, das Problem ist in Klärung.








In den Wäldern stößt man immer wieder auf die gleichen 3 Baumarten: Tuja, Argan und Wacholder. Die Unterscheidung ist für den Laien nicht einfach. Der Tujabaum ist in Marokko inzwischen geschützt und es dürfen nur noch Tujaholzprodukte bis zu einer bestimmten Größe an der Landesgrenze ausgeführt werden. Die Gegend um Essaouira ist für das Kunsthandwerk aus der sogenannten Berbertuja bekannt. Das Holz erkennt man gut an den schwarzen Punkten im Wurzelwerk. Wacholder und Tuja wachsen langsam und ähneln sich anfangs. Der Tujabaum ist zunächst buschig und separiert dann seine Äste.


Tuja
Wacholder

Wir liefen an einer kleinen Siedlung vorbei, begrüßten ein älteres Ehepaar, das gerade Brennholz mit dem Esel transportierte und blieben vor ihrer Grundstücksmauer stehen und bewunderten das riesige Kaktusfeigengewäschs. Rachid erklärte, dass sie in Kombination mit andern Zutaten gut bei Nierenleiden seien. Die Früchte sind im Juli und August reif und können auf den Souks für 1 DH das Stück gekauft werden. Die Kerne sind essbar und außerdem gut für die Verdauung.


Kaktusfeigen

Wir gingen weiter und Rachid erklärte uns, dass viele Tujawälder bereits abgeholzt wurden. Zum Glück wurde es aber gestoppt. Schließlich blieben wir vor einem großen Karobbaum (Johannisbrotbaum) stehen. Die langen Schoten werden für Bio-Schokocreme verwendet. Die getrocknete Schote kann man ohne Kerne auch kauen.

Zu einem der größten Exportschlager des Landes gehört das Arganöl. Die Kosmetikindustrie hat es für sich entdeckt. Große Konzerne haben ganze Arganwälder eingezäunt und wollen die Bäume so vor den Ziegen schützen. Jedoch haben sie in ihrer Profitgier unterschätzt, wie wichtig die Ziegen für den dauerhaften Bestand der Arganwälder sind. Die Früchte des Arganbaumes sind sehr hart und dementsprechend schwer zu knacken. Die Ziegen fressen die Früchte und scheiden sie halbverdaut wieder aus. Aus diesem Ziegenkot entwickeln sich neue zarte Pflänzchen, aus denen einmal große und wunderschöne Arganbäume werden.

Arganbäume wachsen sowieso nur in dieser Gegend Marokkos. Die Bäume sind sehr wählerisch und Versuche, sie in anderen Regionen Marokkos oder Israels zu kultivieren, scheiterten bislang. Außerdem ist der Baum ein Meister der Anpassung. Wenn es viel geregnet hat und der Baum entsprechend viel Wasser aufnehmen kann, trägt der Baum bis zu 3 Mal im Jahr Früchte. In Dürrezeiten kann er auch gar nicht tragen, dann wirft er zum Schutz seine Blätter ab und schafft es so zu überleben.

Während der französischen Kolonialherrschaft wurden Eukalyptus- und Mimosenbäume ins Land gebracht. Für die heimischen Pflanzen ist das allerdings gar nicht gut. Beide Gewächse benötigen zu viel Wasser und das ausgerechnet in einer Gegend, in der Wasser sowieso schon ein kostbares Gut ist.

Auf dem Rückweg sahen wir sogar eine kleine Schildkröte, die genüsslich an einem Zweig knabberte. Unsere Fahrt ging weiter: Wir bogen beim größten Arganbaum der Gegend rechts ab und fuhren in eine Ferienanlage. In einem der schönen kleinen Häuschen verbrachten wir den restlichen Tag. Wir kochten gemeinsam eine vegetarische Tajine und Rachid zeigte uns u.a. mehrere Teemischungen.




Unser erster Tee bestand aus Majoran, Grüntee, Zitronenmelisse, Salbei, Geranie, Eisenkraut und marokkanischer Minze. Als erstes wird der Grüntee fünf Minuten lang gekocht und dann gibt man die anderen Kräuter dazu. Anschließend wird der Tee, wie für Marokko üblich, mit viel Zucker serviert. Der Tee soll gut für den Magen sein und bei Einschlafproblemen helfen.
Wir bereiteten einen zweiten Tee zu: Dazu mixten wir Kardamom, Galant, Ingwer, Wacholder und Zimt. Dieser Tee soll Energie geben und sorgt für innerliche Wärme.
Der dritte Tee bestand aus Kamille, Majoran und Eisenkraut und soll eher beruhigende Wirkung zeigen.

Ob ich alle Zutaten richtig in Erinnerung habe, kann ich nicht mehr sagen und übernehme dafür auch keine Gewähr.

Marokko ist der größte Importeur von Grüntee. Ihr Nationalgetränk der Minztee, Berberwhisky, wird traditionell mit Grüntee und marokkanische Minze zubereitet. Neben einigen Teemischungen zeigte er uns auch wie zum Beispiel andere Pflanzen im Alltag eingesetzt werden, etwa bei der täglichen Körperpflege oder auch zum Schminken.




rechts unten: Henna



Aus dem Hennastrauch wird durch Trocknen der Blätter das bekannte Hennapulver zum Haut und Haare färben gewonnen. Damit können Tattoos von hellem Orange bis dunklem Mahagonibraun auf die Haut gebracht werden. In den Hotels und Riads gibt es an den Wänden Warnhinweise, woran man gute und schlechte Tattoos und Farben erkennt. Sollten die Gäste die Handtücher mit Henna verunreinigen, müssen diese bezahlt werden.

Ghassoul (gesprochen Rhassoul) ist ein gemahlenes Tonmineral, das mit Wasser und Kräutern verrührt zur Körperreinigung eingesetzt wird. Wir haben eine Mischung mit u.a. Lavendel, Rosenblättern und Moos zubereitet. Es wird bereits seit dem 8. Jahrhundert im Atlas Gebirge abgebaut. Im Mittelalter wurde es, welches auch als Lavaerde bekannt ist, mittels Karawanen bis in den Mittleren Osten gebracht. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist sie auch bei uns bekannt.

Rosenblätter zerstampfen

Savon Noir ist hierzulande noch wenig bekannt. Die Seifenpaste wird aus Oliven, den Früchten des Arganbaumes oder aus der Asche der Arganfrüchte gewonnen und ist entweder Schwarz oder Orange. Die Seife wird häufig im Hamam eingesetzt. Sie reinigt  und peelt gut, hat aber keinerlei Peelingkörnchen. 

Westliche Kosmetikprodukte sind in Marokko sehr teuer. Nicht selten haben junge Frauen Kosmetikartikel im Wert von 400-500 DH im Beautycase. Das ist ein kleines Vermögen und nicht für jede erschwinglich. Wer es sich nicht leisten kann, greift auf die heimischen Kosmetika zurück. Als Lippenstift wird beispielsweise auf einer kleinen Tonscheibe Klatschmohn gestrichen und dieses wird dann von den Frauen mit den Fingern auf den Lippen verteilt. Im Internet hier erhältlich.


Links: Lippenstift

Häufiger als der Lippenstift wird laut Rachid eine Mischung aus gemahlenen Khol (ein Stein mit Glitzerpartikeln), zerstampften Oliven- und Dattelkernen dazu genutzt, um die Augen zu schminken und gleichzeitig zu reinigen. Die Frauen stechen mit dem zahnstocherähnlichen Holzstift in die Augen, dadurch tränt das Auge und wird gereinigt. Die schwarze Farbe bleibt auf dem Lid zurück und sieht so aus, als hätte man Kajal benutzt. Ich habe es im Internet hier gefunden.

Kajal aus Khol


Zusammen mit Claudia und Rachid bereiteten wir zum Mittagessen eine traditionelle vegetarische Tajine zu. Sie hat unglaublich lecker geschmeckt. Zum Essen gab es noch frisches Brot, Tomatensalat und Ziegenkäse.
Auch wurde mein Wunsch erfüllt und wir besuchten eine Arganöl-Kooperative, die von Frauen geführt wird. Das Öl wird dort traditionell von Hand gewonnen und ist ein richtiger Knochenjob. Mit Claudia haben wir Einblicke bekommen, die wir ohne sie nicht erlebt hätten. Die Einheimischen stehen ihr ganz anders gegenüber als uns Pauschaltouristen. Mit ihr kann man die Schönheit der Landschaft, die Kultur und die Menschen kennenlernen. Der Tag hat für uns unvergessliche Momente hinterlassen. Wenn ihr mal in Essaouira weilt, solltet ihr unbedingt eine Exkursion bei ihr buchen. Hier gehts zu ihrer Seite.
In zwei weiteren Teilen werde ich noch über unseren Besuch in der Frauen-Kooperative berichten und euch in die marokkanische Kochkunst einführen.



Diese Informationen habe ich von Rachid erhalten und mir sorgfältige Notizen gemacht, eine Garantie übernehme ich trotzdem nicht.

3 Kommentare:

  1. Beauty-Blog mal anders :-D
    Sehr schöne Bilder, vor allem die Bilder mit den Getrockneten Kräutern gefallen mir. Das hat so gemütliches :)

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  2. Das klingt ja verlockend, auf so eine Kräuterführung hätte ich auch mal Lust! Den Tipp werde ich mal genauer ausloten...Was wurde denn aus diesem Distelgewächs (7.Foto von unten) gemacht?

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    1. Ich weiß gar nicht mehr, ob wir das auch für den Tee verwendet haben, ansonsten kam es mit in die Seifenmischung rein. Wir hatten noch eine Mischung, die dann mit der schwarzen Seife verrührt wurde.

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