Die ersten Blätter fallen von den Bäumen und der Herbst rückt unaufhaltsam näher. Langsam verblassen meine Erinnerungen an unsere Kuba Reise im Mai und ich muss rasch die letzten drei geplanten Reiseberichte schreiben. In diesem Teil geht es um unsere dritte Etappe: Trinidad. Dort spürt man noch heute an jeder Ecke den Charme vergangener Tage.
Trinidad im Hintergrund das Escambray Gebirge |
Als wir mit unserem Mietwagen in den Süden der Insel fuhren, war das erste Anzeichen, dass Trinidad unmittelbar vor uns liegen müsste ein großes Plakat auf dem stand: "Trinidad 1514-2014". Die Stadt wurde bereits 1514 gegründet und war damit die dritte von Spaniern gegründete Siedlung der Insel. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Trinidad eine der bedeutendsten Zuckermetropolen Kubas. Die Stadt verdankte ihren Reichtum dem Zucker und dem Sklavenhandel. Alexander von Humboldt hielt sich sogar während seiner zweiten Südamerika Expedition 1801 kurze Zeit in der Stadt auf und seit 1988 gehört Trinidad zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Stadt konnte sich über die Jahrhunderte ihren Charme erhalten. Der Sozialismus und die damit verbundene Armut ließen viele der alten Häuser in ihrem baufälligen Originalzustand zurück. Im Stadtkern befindet sich jedoch die restaurierte Plaza Mayor, die dem Besucher einen Moment lang in eine andere Welt entführt. Um dem Platz befinden sich einige Museen, die von der Geschichte der Stadt berichten.
Plaza Mayor |
Zwei Jahrhunderte lebte Trinidad gut vom Schmuggel, Zucker, Tabak und Sklavenhandel. Aber als ich im 19. Jahrhundert das Zuckergeschäft nach Havanna und Cienfuegos verlagerte, fiel die Stadt in einen Dornröschenschlaf. Wach geküsst wurde sie erst wieder von den Touristenströmen. Zusammen mit dem Shabby Chic und dem Tourismus hat sich die Stadt heute ihr ganz eigenes Flair erarbeitet. Es gibt viele private Restaurants und Pensionen (casas particulares).
Über eines dieser privaten Restaurants habe ich in meinem Reiseführer MERIANmomente gelesen. "Der charmante (angeheiratete) Hausherr César" hat einmal in Leipzig gearbeitet und spricht daher recht gut deutsch. Das war für mich Anlass genug das Restaurant Quince Quatorce aufzusuchen. Wir hatten Glück und trafen den Hausherrn an, bevor er auf den Markt gehen wollte, um für das Restaurant einzukaufen. Er freute sich Touristen aus Leipzig zu begegnen und erwähnte, wie gut es ihm in Leipzig gefallen hat. Anschließend lud er uns auf einen Mojito ein und wir durften uns sein Haus ansehen.
Seit der Stadtgründung befindet sich das Haus im Besitz der Familie Ruiz. Die Nachfahren der Zuckerdynastie holten die alten Schätze aus dem Keller - alte Gläser, edles Geschirr und Besteck - und deckten damit die Tische im Restaurant reichlich ein. Alles erinnert an den Prunk längst vergessener Tage. Wer in der Nähe ist, sollte unbedingt für einen Mojito einkehren. Immerhin gibt es dort den besten, den mein Freund getrunken hat, und vom Dach aus hat man einen faszinierendenn Blick auf die Stadt und die Sierra Escambray. (Anschrift: Calle Simón Bolívar 515, Nähe Plaza Mayor)
Restaurant Quince Quatorce |
Innenhof des Restaurants |
edles Geschirr |
Wer sich gern noch länger auf den Spuren der alten Kolonialstadt begeben möchte, ist im Museo Romántico gut aufgehoben. Dort sind Möbel aus Edelhölzern, Kristallleuchter aus Böhmen, Meißner Porzellan usw. ausgestellt. Das ehemalige herrschaftliche Haus bietet einen Einblick in die Welt des luxuriösen Lebensstils der Zuckerbarone. Vom Balkon im ersten Stock aus hat man einen wundervollen Blick auf die Plaza Mayor.
Plaza Mayor |
Blick in die Stadt |
Auch abseits des historischen Stadtkerns gibt es viel in Trinidad zu entdecken. Es gibt unzählige Souvenirstände, die sich hinter den schweren Eingangtüren der alten Häuser verbergen. Nur wer hinter die Tore blickt, sieht etwas von dem Kunsthandwerk der Kubaner. Es werden Gemälde, Holzarbeiten, Kleidungsstücke, Schmuck, Autos aus alten Blechdosen und vieles mehr angeboten. Aber eines haben alle gleich: in ihnen steckt viel Kreativität.
Der Gang durch die Straßen ist mühsam, da die Straßen in einem sehr schlechten Zustand sind. Das Kopfsteinpflaster ist an einigen Stellen aufgebrochen und es klaffen große Schlaglöcher aus dem Boden. Ein paar Querstraßen von der Plaza Mayor entfernt gibt es einen Bankautomaten, der sogar meine VISA Karte mit Pin akzeptierte und von einem Hund bewacht wurde. Nicht selbstverständlich für Kuba - aber beruhigend, dass doch ein wenig Moderne Einzug gehalten hat.
Die Mittagshitze trieb uns den Schweiß auf die Stirn und so beschlossen wir unseren Rundgang für ein Eis zu unterbrechen. Das war die erste Eisdiele, die ich auf Kuba entdeckt hatte. Eine Kugel kostete 0,80 CUC und es gab u.a. Mango-, Kokos-, Erdbeer-, und Vanilleeis.
Eisdiele in Trinidad |
Was in Varadero vielleicht noch als Touristenunterhaltung durchging, ist in Trinidad ganz praktischer Natur: die vielen Oldtimer. Die meisten von ihnen sind in Privatbesitz und nur wenige werden in Trinidad als Touristentaxen eingesetzt. Wer nicht mit dem Mietwagen über die Insel brausen möchte, kann ganz bequem und günstig mit den Bussen von Viazul reisen, die Verbindungen auf der gesamten Insel anbieten. Eine Taxifahrt von der Unterkunft zur Innenstadt oder an den Strand ist ebenfalls mit 5 CUC pro Fahrt erschwinglich.
Unser Taxifahrer holte uns pünktlich um 15 Uhr wieder vom Busbahnhof ab, nachdem wir für Norris einen Platz im Bus nach Varadero für die Fahrt zum Flughafen reserviert hatten. Zwei bis drei Stunden reichen völlig für einen Rundgang durch die kleine Stadt aus.
Gegen 20 Uhr sollte man jedoch wiederkehren, um den abendlichen Konzerten auf den Stufen des Hauses der Musik (Calle Cristo) zu lauschen und im Mondschein einen Cocktail zu schlürfen. Denn erst dann erwacht Trinidad richtig zum Leben. Livebands spielen, die Menschen tanzen zu Rumba-, Salsa-, oder Son-Rhythmen und Jung und Alt erlebt einen vergnüglichen Abend ohne Sorgen.
Uns war es leider nicht vergönnt einem Konzert beizuwohnen, da es am Abend aus Kübeln schüttete und wir an die kommende Regenzeit erinnert wurden. Wir machten das beste daraus und blieben nach dem Abendessen in der Casa Las Palmas mit den anderen deutschen Touristen am Tisch sitzen und erzählten uns gegenseitig unsere bisherigen Kuba-Erlebnisse. Alle mussten wie wir auf ihren Mietwagen warten und einige haben Anhalter mitgenommen und mit ihnen interessante Geschichten erlebt.
Abendessen Casa Las Palmas |
Bar |
Blick auf die Unterkunft Las Palmas |
Blick vom Pool auf die Anlage |
Norris erzählte uns von ihren Ausflügen und weckte damit unsere Neugierde und
so beschlossen wir zu acht einen Ausflug ins Escambray Gebirge zu
machen. Wo wir schon bei dem Thema des nächsten Reiseberichts wären. Bis zum nächsten Reisebericht. Ich wünsche euch eine angenehme Woche.
Das sind richtig tolle und wunderschöne Eindrücke aus Kuba. Irgendwie wandert das Land gerade immer weiter nach oben auf unserer langen "Wollen-wir-hin"-Liste. Letzte Wochen haben wir bereits eine tolle Präsentation über Kuba für Touristiker gesehen und Eure Eindrücke unterstreichen die Vorstellung mit authentischen Tatsachen.
AntwortenLöschenLG Thomas
Es soll ja bald eine Fährverbindung zwischen Miami und Havanna geben, dann könnt ihr eine eurer USA Reisen mit Kuba verbinden. Wir wollen in den nächsten 2 Jahren auch nochmal hinfliegen. Es kommen übrigens noch 2 Reiseberichte: unser Ausflug ins Escambray Gebirge und Havanna. :)
LöschenLG Myriam
Toll, bring mich noch auf doofe Ideen... ;-)
LöschenLG Thomas
http://rosso-ciliegia.webnode.com/
AntwortenLöschenToller Reisebericht. Kuba finde ich sehr interessant. Ich freu mich schon auf Havanna :D
Super, Myriam. So viele Informationen und so tolle Bilder. Bisher haben wir Kuba immer nach hinten geschoben, ständig kam ein anderes Reiseziel dazwischen. Das muss nun ein Ende haben. Auch dank deiner Berichte.
AntwortenLöschenLG
Das freut mich. Kuba ist auf alle Fälle eine Reise wert. Durch deine Namibia Berichte will ich jetzt übrigens dort auch hinfliegen. :) LG Myriam
LöschenWie urig da alles aussieht. Das ist ja wirklich zauberhaft!!
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