Dienstag, 22. September 2015

Wohnst du noch oder lebst du schon? - Meine Tipps für deine Wohnungssuche in Leipzig

Verglichen mit dem Wohnungsmarkt in anderen deutschen Großstädten wie München, Hamburg oder Berlin ist der Leipziger Immobilienmarkt ein wahrer Traum. Es sind genügend sanierte Altbauwohnungen zu erschwinglichen Preisen vorhanden. Viele Wohnungen haben einen Balkon und nicht selten auch ein neues Badezimmer mit Badewanne oder sogar eine Einbauküche. Derzeit gibt es über 5.300 freie Mietwohnungen in der Messestadt. Ich lasse euch heute an meinen Erfahrungen teilhaben und gebe euch ein paar Tipps an die Hand, sodass ihr nicht meine Anfängerfehler bei der Wohnungssuche wiederholt.



Meine 1. Wohnung in Leipzig:
Wenn es schnell gehen muss: Ein Zimmer im Studentenwohnheim

Ich lebe seit Oktober 2007 in Leipzig. Bereits lange vor dem Abitur stand für mich fest, dass ich studieren möchte. Wo und was wusste ich lange Zeit nicht. Ich bewarb mich daher ins Blaue hinein für verschiedene Studiengänge u.a. in Berlin, Potsdam, Frankfurt a. O., Flensburg und Leipzig. Dass es Leipzig wurde, hatte eigentlich nur damit etwas zu tun, dass ich von der Leipziger Universität Mitte August die erste Zusage erhalten hatte und keine Studiengebühren erhoben wurden.

Anschließend schaute ich mir ein paar Fotos von der Stadt an, googelte ein wenig nach Wohnungen, führte ein Telefonat mit dem Studentenwerk und überredete meinen Vater mit mir nach Leipzig zu fahren, um den Mietvertrag für mein Wohnheimzimmer zu unterschreiben. 

Tja, so schnell hatte ich mein erstes Zimmer in einer 3er Mädchen WG in Leipzig Grünau. Damals wusste ich noch nicht, welcher Stadtteil "in" ist oder wo es sich am besten lebt. Ich habe ganz nüchtern und pragmatisch nach dem billigsten Zimmer Ausschau gehalten und wurde in Ostdeutschlands zweit größter Plattenbausiedlung fündig. Das Zimmer kostete den ungefähren Kindergeldbetrag von ca. 150 Euro warm inkl. Internet- und TV Zugang. Außerdem gab es Waschmaschinen, einen Studentenclub und unsere WG hatte sogar eine Badewanne.

Zur Universität fuhr ich eine halbe Stunde, aber das war okay, da die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät zu diesem Zeitpunkt noch nicht am Augustusplatz, sondern an der Jahnallee war. Grünau war jetzt nicht das tollste Viertel, aber es hatte eine gute Anbindung an die Straßenbahn und ein großes Einkaufszentrum.

Einen Platz in einem Studentenwohnheim bekommt man relativ leicht - aber auch hier gilt der Grundsatz: Der frühe Vogel, fängt den Wurm. Ich rate euch, sobald ihr eure Zusage bzw. Immatrikulationsbescheinigung habt, euch online für 1-3 Zimmer zu bewerben. Wenn ihr den Zuschlag bekommen habt, müsst ihr vor Ort nur noch euren Mietvertrag unterschreiben. Da die Zimmer größtenteils möbliert sind, braucht ihr euch auch keine Gedanken über die Möbel zu machen. Ein Überblick über alle Wohnheime findet ihr hier.

Mein Tipp: Wer nur schnell und möglichst günstig ein Tisch und ein Bett sucht, sollte ein Zimmer in einem Wohnheim mieten. Meiner Meinung nach können zwar die Betriebskosten zu Beginn des Semesters steigen, es werden aber keine Nachzahlungen auf die Betriebskosten verlangt.

Der einzige große Minuspunkt ist, dass ihr eure WG-Mitbewohner nicht selbst aussuchen könnt. Freunde von mir hatten ein wenig Pech und echt "komische Gestalten" als Mitbewohner bekommen, die sich aufgeregt haben, wenn man um 21 Uhr noch duscht oder Besuch bekommt. Ein anderer hat seinen Mitbewohner nie gesehen, weil er immer im Zimmer verschwand und auch nur selten für Vorlesungen das Haus verließ. Ich hatte einmal das Problem, dass ein Bibelkreis das Zimmer über meinem bekommen hat und sonntags um 7 Uhr laut sang und musizierte. Sonntags, 7 Uhr! ... das geht ja mal gar nicht.


Noch ganz Old School: Analoge Fotos von meinem Studentenwohnheim und mir


Meine 2. Wohnung in Leipzig: Der Umzug in die erste WG

Nach einem Jahr Leipzig kannte ich die Stadt recht gut und wusste, welche Stadtteile mir gefallen und welche eher nicht. Schließlich beschlossen wir im Sommer 2008 in eine WG umzuziehen. Mit meinem kleinen grünen Twingo fuhren wir, Christian, Alexander und ich, zu Besichtigungsterminen. Die Auswahl in unser Preisklasse 3-Raumwohnung bis 500 Euro warm, war groß. Wir beschränkten die Suche auf unsere Lieblingsstadtteile Schleußig/Plagwitz und die Südvorstadt. Uns war es wichtig, dass die Wohnung saniert war, eine ruhige Lage und helle Räume hatte. Schließlich fanden wir unsere "Traumwohnung" im Stadtteil Plagwitz. Es war der Erstbezug nach der Außen- und Innensanierung. Die Preisschilder klebten noch an den Waschbecken. Die Wohnung befand sich im Erdgeschoss, hatte einen Balkon und eine Badewanne. In allen Räumen war Laminatboden frisch verlegt worden.

Nun, das böse Erwachen kam beim ersten Schnee. Die Wohnung wurde zu schnell saniert. Die Außenwände konnten nicht richtig trocknen. Das hatte zur Folge, dass die gesamte Außenwand in Christians und meinem Zimmer schimmelte. Flauschiger Schimmel kroch bedrohlich die Wand hinauf. Es war furchtbar. Der Vermieter wollte uns die Schuld in die Schuhe schieben und meinte, dass wir falsch lüften würden. Ein Sachverständiger bestätigte aber das Gegenteil. 

Wir kürzten umgehend die Miete um 10 Prozent und zogen zum nächstmöglichen Termin aus. Leider hatte unsere Wohnung eine Mindestmietzeit von 15 Monaten - hätten wir das mit dem Schimmel mal vorher gewusst ... wir hätten nie diesen Mietvertrag unterschrieben. Also ging es nach einem Jahr erneut auf Wohnungssuche. Aber diesmal waren wir alle schlauer. Aus Fehlern lernt man. Die ganze Schimmelgeschichte stellte auch unsere Freundschaft auf eine harte Probe - die sie leider nicht überdauerte. Wir alle haben heute keinen Kontakt mehr zueinander.

Mein Tipp: Bei Mindestmietzeiten von 12-15 Monaten solltet ihr hellhörig werden und meiner Meinung nach einen großen Bogen um solche Verträge machen. Es kann durchaus Vorteile für den Vermieter haben, wenn ihr 15 Monate an die Wohnung gebunden seid, aber für euch kann es ein böses Erwachen geben. Sollte eure Wohnung einen Mangel aufweisen, wie Schimmel, sucht euch Hilfe beim Mieterschutzbund. Der Verein berät grundsätzlich nur Mitglieder, ist mit einem Jahresbeitrag von 80,00 Euro in der Regel günstiger als eine Rechtsschutzversicherung und berät auch sofort - ohne eine dreimonatige Wartefrist. Der Mieterschutzbund kümmert sich also auch um laufende Fälle. Sie prüfen übrigens auch die Betriebskostenabrechnungen. Mehr Infos hier: FAQ

Als wir übrigens unsere Immobilienfirma gegoogelt hatten, fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Die hatten diese "Schimmelmasche" in mehreren deutschen Städten durchgezogen. Es wurden Mehrfamilienhäuser günstig gekauft, schnell saniert und die Mieter saßen dann in ihren feuchten, schimmligen vier Wänden. Wir waren sehr froh, als wir aus dem Vertrag herausgekommen sind und wenigstens eine Kürzung der Miete selbst durchgesetzt hatten.

Bauboom in Leipzig hält an - neuer Wohnkomplex auf der Prager Straße


Meine 3. Wohnung in Leipzig:
Alle guten Dinge sind 3 - oder die erste gemeinsame Wohnung von Sebastian und mir

Nach zwei Wohngemeinschaften, die erste mit 2 Mädchen und die zweite mit 2 Jungs, hatte ich die Nase von WG´s voll. Aber allein konnte und wollte ich mir eine Wohnung nicht leisten. In der Zwischenzeit hatte ich mein Studium gegen die Wand gefahren und befand mich noch in der Probezeit meiner kaufmännischen Ausbildung.

Gemeinsam mit meinem Freund ging es erneut auf Wohnungssuche. Wir haben uns Wohnungen in restaurierten Fabrikgebäuden oder sanierten Altbauwohnungen angeschaut. Leider bekamen wir die Wohnung in einer alten Kaffeefabrik nicht. Sie hatte sogar eine recht große Dachterrasse. Unser zweiter Favorit, eine Wohnung direkt am Wasser, wurde es leider auch nicht, da die freie Wohnung ausschließlich Fenster zur Straßenseite und nicht zur Flussseite hatte. Tja und bei der dritten Wohnung mit Garten meldete sich nie jemand. Und so wurde es unsere jetzige Wohnung. Im Dezember 2009 sind wir eingezogen. Sanierte Altbauwohnung mit Balkon, Einbauküche und Badewanne. Direkt am Park. Im Innenhof gibt es einen Spielplatz, Sitzmöglichkeiten und einen Spätverkauf. Nette Nachbarn. Kein Schimmel. Leider ist sie nur ein wenig dunkel, da zu beiden Seiten andere hohe Wohnhäuser stehen. Auch der Preis ist unschlagbar: 70 qm für 430 Euro - warm natürlich. Mittlerweile sind es 455 Euro Warmmiete - die Betriebskosten steigen jährlich ein wenig.

Von Zeit zu Zeit sprechen Basti und ich darüber noch einmal umzuziehen. In eine hellere Wohnung. Aber dann verwerfen wir die Gedanken wieder. Unsere Wohnung ist halt irgendwie doch gemütlich.

Mein Tipp: Schaut euch die Wohnung bei Sonnenschein oder zumindest zwischen 10-14 Uhr an. So könnt ihr gewährleisten, dass ihr seht, wie hell die Wohnung tatsächlich ist. Bei Wohnungen im Erdgeschoss oder mit 2 Außenwänden zahlt ihr in der Regel etwas höhere Heizkosten. Dafür ist oft die Kaltmiete etwas niedriger. Sprecht den Makler/Vermieter oder andere Mieter direkt auf Sanierungsmaßnahmen und Schimmel an. Bei frisch sanierten Außenwänden gehen bei mir sofort alle Alarmglocken an. Schimmelgefahr!

In Leipzig kann man mit den Vermietern auch etwas verhandeln. In unserer Wohnung sollte das Laminat erneuert werden, da uns eine Einbauküche (EBK) aber lieber gewesen ist, konnten wir den Vermieter umstimmen und haben eine EBK anstelle des neuen Laminatbodens bekommen.



Wohnen am Wasser in Leipzig



Was sind meiner Meinung nach die schönsten Stadtteile

Es gab eine Zeit - direkt nach der Wende - da war Leipzig nicht so hip wie heute. Es zogen mehr Leipziger in die alten Bundesländer als neue zugezogen sind. Aber diese Zeiten sind schon lange vorbei. Zum Glück! Heute boomt die Stadt wieder. Jedes Jahr kommen mehr als wegziehen. Der Wohnungsmarkt ist trotzdem noch relativ entspannt geblieben.

Wir leben in Plagwitz. Dieser Stadtteil im Leipziger Westen ist durch seine unzähligen Industrie- und Fabrikanlagen bekannt. Wo früher Arbeiter bis zu 12 Stunden am Tag arbeiteten, leben heute Familien in geräumigen Loftwohnungen. Sowohl der Park als auch der Cospudener See sind nur einen Katzensprung oder eine Kanufahrt entfernt. Ja! Richtig gehört! Leipzig entwickelt sich zu einer Wasserstadt. Von der Innenstadt über die Stadtteile Plagwitz/Schleußig bis hin zu den Seen im Süden kann man mit dem Kanu paddeln.

Schleußig liegt nur zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt und ist sehr beliebt bei Studenten. Der Stadtteil ist vollständig vom Wasser eingeschlossen und nur über Brücken zu erreichen. Leipzig hat übrigens mehr Brücken als Venedig. Eine vier Zimmer WG-Wohnung (120qm) kostet um die 1000 Euro warm.

Gefühlt ist im Zwei-Jahres-Rhythmus immer ein neuer Stadtteil angesagt. Aktuell ist Lindenau total "in". Hier lassen sich Kreative aller Couleur nieder und nutzen die zum Teil noch maroden Gebäude für ihre Zwecke. Auch Lindenau war wie Plagwitz und Schleußig im 19. Jahrhundert ein eigenständiges Dorf ehe es eingemeindet wurde. In Lindenau lassen sich ebenfalls viele Studenten angesichts der moderaten Mieten und des großen Kultur- und Freizeitangebotes nieder.


Postkarten Motiv: Clara-Zetkin-Park


Die Karl-Liebknecht-Straße, die Kneipen- und Partymeile schlechthin, durchzieht die Südvorstadt und macht damit das Viertel zu einem beliebten Stadtteil für junge Leute. Die Mieten im Szeneviertel befinden sich im gehobenen Preissegment. Es gibt jedoch viele Altbauwohnungen sowie schöne Park- und Grünanlagen.

Im Leipziger Norden gibt es viele Stadtteile, der schönste heißt Gohlis. In den nördlichen Stadtteilen, wie Eutritzsch, kann man sehr günstig wohnen. Eine Ein-Raumwohnung kostet hier durchschnittlich 250 Euro warm (35qm). Die Leipziger Eisenbahnstraße (nordöstlich vom Hauptbahnhof) erlangte durch viele Schlagzeilen als "gefährlichste Straße Deutschlands" traurige Berühmtheit und ist die unattraktivste Wohngegend der Stadt.

Welche Erfahrungen hast du mit der Wohnungssuche gemacht? Schreibe sie mir in die Kommentare!

8 Kommentare:

  1. Hallo Myriam. Danke für die tollen Tipps. Vielleicht nehm ich dich bei meiner nächsten Wohnungssuche einfach mit :)

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  2. Wohnen am Wasser finde ich aber toll :) Das muss ein sehr schöner Ausblick sein! :) In Leipzig war ich auch mal bei Belantis und im Zoo und vor Jahren, als ich mal eine Brieffreundin besuchte, aber sonst kenne ich mich da leider so gar nicht aus!
    Ich hoffe, das Havelwasser hat gemundet :)
    Liebe Grüße
    Jana

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    1. Ja, das Havelwasser ist sehr lecker. Vielen Dank nochmal. :)
      Schmeckt erfrischend und hat auch nicht zu viel Alkohol.
      LG Myriam

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  3. Hallo Myriam,

    eine passende Wohnung zu finden, ist schon so ein Thema für sich. Wir wollen auch eigentlich irgendwann mal in einer größere Wohnung, aber der Wohnungsmarkt hier in Köln geht überhaupt nicht. Wir gucken nun immer mal wieder und vielleicht meint es der Zufall ja gut mit uns, wobei wir dieses Jahr nun doch nicht mehr umziehen wollen ;-) Vielleicht kommt da auch einfach das Gewohnheitstier durch.

    An meine erste Wohnungsbesichtigung vor sieben Jahren erinnere ich mich noch gut. Da hatte ich meine Mutter im Schlepptau und der Makler hatte uns zuerst ein super kleines Bad in "schicken" 60er-Jahre Brauntönen gezeigt und meinte dann, da es ja keine Stellflächen im Bad gibt (gab es wirklich kein bißchen, nicht einmal seine Zahnbürste hätte man da unterbringen können), gäbe es ja gaaaanz tolle Einbauschränke. Dieser (eine) war ca. 40 cm breit und 150 cm hoch. Als der Makler dann die Tür davon öffnete, knallten sämtliche Bretter runter auf den Boden. Hätte ich nicht dringend eine Wohnung gesucht, wäre das ja schon wieder lustig gewesen. Habe die Wohnung aber nicht genommen; auch wegen des noch vorhandenen dreckigen Geschirrs vom Vormieter in der Spülmaschine und des komplett krummen Fußbodens in der Küche. Das war so krumm, da wäre einem das Essen vom Teller gerollt.

    Die Preise in Leipzig scheinen aber echt gut zu sein. In meiner Gegend hier (am Rand vom Köln) bekommt man für 1000 Euro warm maximal 70 qm und das auch nur, wenn's gut läuft.

    Liebe Grüße
    Sarah

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    1. Ich verstehe dich. Wir sind auch zu bequem um nochmal umzuziehen. Glücklicherweise haben wir ein Leipzig einen entspannten Wohnungsmarkt. Ich habe von Freunden aus Frankfurt und Hamburg schon ganz andere Geschichten gehört. Wie sieht denn deine Traumwohnung aus?
      LG Myriam

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Myriam, toller Blog! Ich bin auch gerade auf Wohnungssuche in München, was sich als ziemlich schwierig erweist!! Da München ja bekanntlich ziemlich teurer ist. Ich habe zwar auch schon einige Wohnungen besichtigt, aber es war einfach noch nichts passendes dabei. Ein Freund hat mir jetzt empfohlen über demos.de eine Wohnung zu suchen. Was ich heute auch einmal probieren werde. Ich hoffe es ergibt sich endlich was...
    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und Freude in deiner neuen Wohnung!

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