Auch wenn es wunderschön ist im Bett zu liegen und der Meeresbrandung zu lauschen, so kann man doch nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Schon gar nicht auf Kreta. Meine Füße kribbelten und wollten unbedingt die neue Umgebung erkunden. Und so machten wir uns nach dem Frühstück Ende Oktober auf den Weg in die Innenstadt von Réthimno.
Wäre es nicht die letzte Woche vor dem Saisonende gewesen, hätten wir noch Busfahrkarten an der Rezeption erhalten, aber so gab es keine mehr. Da das Hotel für die Bustickets in Vorkasse gehen muss, kauft es weniger ein. Auch eine Folge der Finanzkrise. Der kleine Spar-Supermarkt ungefähr einen halben Kilometer vom Hotel entfernt, sollte aber noch welche haben. Im Bus selbst bekommt man leider keine Tickets. Warum auch immer. ...
Uns war das zu umständlich und so liefen wir einfach die anderthalb Stunden bis ins Zentrum der Stadt. Vorbei an Supermärkten, Fisch-Spas, die bereits geschlossen hatten, Restaurants, Bars, Souvenirläden, Autovermietungen, Privathäusern und einigen Ruinen. In den Lücken zwischen zwei Gebäuden konnten wir das Meer sehen. Es tobte und der Wind peitschte es an den Strand, als ob er in Eile wäre.
Wir liefen in Richtung des Meeres und bogen auf das Gelände des Busbahnhofes ein. Ein Ticket nach Heraklion kostete 8,30 EUR. Der nächste Bus war leider schon ausgebucht und so mussten wir auf den übernächsten warten. Dadurch hatten wir genug Zeit, um auf die andere Straßenseite zu gehen und uns die Brandung anzuschauen.
(Hin- und Rückfahrtickets können nicht zusammen gekauft werden, so wurde es uns jedenfalls erklärt. Ihr müsst also rechtzeitig vor Ort eure Rückfahrkarte kaufen. Die Tickets sind aufgrund der günstigen Preise begehrt und schnell ausverkauft. Genrell fahren Busse bis in 23/24 Uhr.)
Außerdem konnten wir uns das bunte Treiben auf dem Busbahnhof ansehen und den Einheimischen zusehen. Im zehn Minuten Takt kamen Busse aus allen Ecken der Insel angefahren. Die Fahrgäste stiegen aus, holten ihr Gepäck ab und zurück blieben komischerweise immer haufenweise Kisten, die die Busfahrer einfach an die Seite stellten. Der Bus fuhr ab und die Kisten, Karton etc. blieben dort stehen? Wir wunderten uns. Bereits fünf Minuten später kamen jedoch Mini-Vans angefahren und luden einige der Kisten ein. Dieses Schauspiel wiederholte sich noch mehrfach. Ein großer weißer Karton musste recht lange auf seine Abholung warten, aber auch für ihn war gesorgt. Ein Mann auf einem kleinen Roller schnappte sich das riesige Paket und bugsierte es wackelig auf seinen Roller und fuhr einhändig weiter.
Da wir Dienstag unsere Jeep-Safari gebucht hatten, konnten wir erst wieder Mittwoch in die Altstadt von Réthimno.
Mittwoch setzten wir unseren Spaziergang fort:
Réthimno ist die drittgrößte Stadt der Insel und hat einen 15 km langen Sandstrand. Die Strandpromenade wird von zahlreichen Hotels, Bars, Restaurants, Cafés und Souvenirläden gesäumt. Es drang ein lautes Stimmenwirrwarr aus den Cafés zu uns herüber. Es war Feiertag und die Touristen wie die Einheimischen saßen guter Dinge im Café auf einen kafenio beisammen. In der geschlossenen Altstadt stehen noch viele venezianische und türkische Häuser, die an die Zeit der Belagerungen erinnern. Viele Städte der Insel haben, wie Réthimno, einen venizianischen Hafen.
Bereits am Montag hatten wir die alte venezianische Burg am Hafen aus der Ferne gesehen und beschlossen sie uns anzuschauen. Also liefen wir direkt zur Burg Fortézza. Direkt ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Auf dem Weg zur Burg kreuzten unzählige kleine und große, schwarze, rote und gescheckte Katzen meinen Weg und mussten selbstverständlich gestreichelt und fotografiert werden.
Zurück zur Burg Fortézza: Sie wurde von den Venezianern gegen Ende des 16. Jahrhunderts unter finanzieller Zwangsbeteiligung der Griechen erbaut. Innerhalb der Burgmauern gibt es Zisternen, eine Moschee, eine Kapelle und ein Freilichttheater. Auf dem Gelände der Burg war gerade eine Ausstellung mit Aquarellen und Ölgemälden, die Kretas wunderschöne Landschaft zeigen. Von typischen griechischen Straßenzügen, über Blumenstillleben bis hin zum allgegenwärtigen Meer.
Auf der Burg Fortézza |
Freilufttheater auf Fortézza |
Eine gescheckte Katze thronte auf einem geflochtenen Stuhl und bewachte augenscheinlich die Werke der Künstlerin.
Die Wächterkatze von Fortézza |
Der Blick über die Stadt, den Hafen und das Meer ist einfach atemberaubend. Man sieht wie sich die Stadt in die hügelige Landschaft am Horizont schmiegt.
Blick von der Burg Fortézza auf die Altstadt von Réthimno |
Für die Burganlage solltet ihr 1-2 Stunden Zeit einplanen. Der Eintritt lag Ende Oktober 2015 bei 4 EUR/Person.
Unser spätes Mittagessen nahmen wir im Restaurant Melina ein. Es liegt direkt am Fuße der Burg und hatte leckere Smoothies im Angebot. Die Preise waren nicht gerade was man billig nennt und der Teller war nur halb gefüllt. Schade. Aber die Katzen, die ums Restaurant herumstrolchten waren süß und eine kleine Entschädigung für das nicht sättigende Mittagessen.
Kleiner Souvenirladen am Fuße der Burg Fortézza |
Auf dem Rückweg schlenderten wir durch die engen Gassen der Innenstadt. Es gab zahlreiche kleine Geschäfte, die hangemachte Souvenirs oder lokale Köstlichkeiten anboten. Ich kaufte Olivenseife und hangemachte Magnete. Die Abendsonne tauchte die Straßenzüge in ein wärmendes Licht. Wir bummelten daher noch ein wenig ziellos durch die Gassen, sahen noch das Ende der Ochi-Parade und suchten wieder den Weg zur Strandpromenade, um am Meer zurück laufen zu können.
herbstliche Abendstimmung in Réthimno |
Am frühen Abend hatten wir am Ende der Saison den Strand fast für uns allein. Viele Cafés hatten schon geschlossen und bereits alles winterfest gemacht. Vor einem vier Sterne Hotel saß eine graue Katze, als ob sie die Bewohner der Anlage bewachen wollte. Schon die zweite Wächterkatze. ;-)
Als wir unseren Tisch im Hotelrestaurant ansteuerten, waren wir glücklich diesen schönen Tag in Réthimno erlebt zu haben. Die schmerzenden Füße stellten sich erst im Bett liegend ein. Tja es waren wohl etliche Kilometer, die wir durch die Stadt gelaufen waren.
Wer Kreta nicht während der Hauptsaison ansteuern möchte, kann im Frühjahr (April/Mai) und Herbst (Oktober/November) auf der größten griechischen Insel eine tolle Zeit verbringen. Die Menschen sind herzlich, das Essen ist gut und es gibt so viel zu entdecken, dass eine Reise nie ausreicht. Hier findet ihr meine anderen Reiseberichte zu Kreta.
Mittelmeer - Kreta - Réthimno |
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