Sonntag, 7. September 2014

Baumwollspinnerei: alte Industrieanlage trifft auf junge Kreativität

Heute ließen mich die warmen Sonnenstrahlen vergessen, dass es schon Herbst ist. Die Sonne lockte mich aus dem Haus und so machte ich mich auf den Weg zur Baumwollspinnerei. Einst war sie die größte ihrer Art in Europa. Nun haben viele kreative Köpfe das Areal für sich neu erobert und füllen die 20 Fabrikhallen wieder mit Leben. Grund genug für mich mit Kamera und Mate bewaffnet ein paar Fotos zu machen. Euch lade ich dazu ein, mitzukommen und die alten Hallen mit meinen Augen zu sehen.





Zu meiner großen Freude waren viele Menschen auf dem Areal unterwegs. Hundebesitzer führten ihren vierbeinigen Freund aus, Pärchen schlenderten, in Gedanken versunken, über das Kopfsteinpflaster und hin und wieder kreuzte ein beschäftig wirkender Mensch meinen Weg.

Heute waren die meisten Werkstätten und Galerien geschlossen. Jedoch am kommenden Sonntag (14.9.14) laden die unzähligen Galerien zum Herbstrundgang ein.




Auch wenn heute nicht mehr viel auf die einst so bewegte Geschichte dieser riesigen Industrieanlage hindeutet, lasse ich es mir nicht nehmen euch auf eine Reise zu den Anfängen mitzunehmen:

Im Jahr 1884 wurde die Spinnerei gegründet und kurze Zeit später der Fabrikkomplex um weitere Gebäude ergänzt. Die Nachfrage nach Baumwolle wuchs stetig, die Lohnkosten in Deutschland waren noch gering, die wöchentliche Arbeitszeit betrug mehr als 10 Stunden und die Einfuhrzölle für Garn waren hoch. Diese günstige Gelegenheit ließ man nicht ungenutzt.


Eingang: Spinnereistr. 7

Mit den Jahren entwickelte sich eine Stadt in der Stadt. Es wurden nicht nur weitere Fabrikhallen gebaut, sondern auch Arbeiterquartiere, eine Spinnereischule, eine Betriebsfeuerwehr, ein Kindergarten und Freizeitangebote folgten. Binnen 25 Jahre schaffte es diese Spinnerei zur größten Europas aufzusteigen.

In den folgenden Jahre, die von 2 Weltkriegen geprägt waren, hatte die  Spinnerei u.a. mit den Veränderungen auf dem Weltmarkt zu kämpfen, die Preise für Baumwolle schwankten stark, die Arbeiter forderten die Einführung des 8-Stunden-Tages und streikten dafür. 




Während des Krieges waren circa ein Drittel der Beschäftigten Frauen. Nach 1945 und dem Übergang in einen Volkseigenen Betrieb erhöhte sich der Anteil auf 80 %. Die Arbeit, die größtenteils in gebückter Haltung erledigt wurde, war sehr anstrengend. 

Die deutsche Wiedervereinigung läutete das Ende der Spinnerei endgültig ein. 1993 wurde der Betrieb abgewickelt und alle Beschäftigen entlassen.


typisches Fabrikgebäude

Heute wird der Ort als kreative und kulturelle Wirkungsstätte weitergenutzt. Ausstellungsräume, Architektenbüros und Werkstätten finden sich nun auf dem Gelände der ehemaligen größten Spinnerei des Kontinents wieder.




Zur Geschichte der Spinnerei findet ihr ausführliche Informationen auf dieser Internetseite.
So nun ist mein Rundgang fast vorbei. Wie hat er euch gefallen? Schreibt es mir doch bitte in die Kommentare. Ich wünsche euch eine schöne Woche - genießt die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. :)


Open-air Kino

5 Kommentare:

  1. Hallo Myriam,

    hervorragende Aufnahmen eines alten Fabrikkomplexes zeigst Du uns hier. Sehr schöne Aufnahmen sind Dir gelungen und die Beschreibung ist sehr informativ.

    Ein Beitrag, der sehr viel Spaß macht.

    Gruß, Andreas

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  2. Tolle Bilder von einer schönen alten Anlage. Da schau ich gerne mal wieder hier rein.

    LG Thomas

    PS:: Bin über den ersten Kommentiertag hier rein gestolptert.

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  3. Liebe Myriam,

    wirklich schöne Fotos. Ich mag alte Gebäude, die anders genutzt werden. Finde das sehr interessant.

    LG Sarah

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  4. Toller Bericht. Da schlägt das Industriearchäologinnenherz doch gleich schneller.

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  5. Wow, spannende Fotos :) Solche Gebäude erzählen wirklich immer ganz eigene Geschichten.

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