Sonntag, 15. November 2015

Kreta: Loutro - Ein kleines Dorf abseits des Massentourismus

Malerisch schmiegen sich die weißen Häuser von Loutro um die kleine Bucht. Das Wasser schimmert azurblau. Auf dem ruhigen Wasser schwappen zwei kleine Fischerboote rhythmisch im Takt der Wellen vor und zurück. Wir haben es endlich geschafft und Loutro per Fuß erreicht. Das Dorf ist ein wahres Paradies für alle, die Ruhe vom Alltagsstress suchen. Man erreicht es nämlich nur mit dem Schiff oder wie wir zu Fuß.

Loutro - ein Paradies im Süden Kretas





Nach dem Frühstück stiegen Basti und ich in unseren Mietwagen und fuhren die gleiche Strecke wie am Vortag in Richtung Süden der Insel. Auf der Fahrt dorthin begann es wieder zu regnen und der alte Scheibenwischer kam nicht mehr hinterher. Die Sicht wurde zunehmend schlechter. Zum Glück wurde das Wetter, je näher wir uns der Südseite der Insel näherten, wieder besser.   Hier gehts zum 2. Reisebericht: Ein Tag im Süden

Unser heutiges Ziel heißt Loutro. Das Dorf hat gerade einmal 50 Einwohner und ist mit dem Schiff ab Chóra Sfakíon zu erreichen.

Als wir in Chóra Sfakion ankamen, war es früher Nachmittag und das Tickethäuschen für die Fähre hatte geschlossen. Wir standen also vor der Wahl: Entweder bis 15.30 Uhr auf die nächste Fähre warten oder zu Fuß nach Loutro laufen. Naja gut. Eine andere Option wäre gewesen 25 Euro für ein Bootstaxi zu bezahlen, aber das war uns zu teuer. Die Fähre war mit 6 Euro pro Person wesentlich günstiger. In der letzten Oktoberwache gab es aufgrund der geringen Touristenanzahl nicht mehr so viele Fährverbindungen wie in der Hochsaison.

Basti zückte also sein Navi und versuchte einen Fußweg nach Loutro zu finden. Vergebens. Das Navi zeigte nur den Wasserweg an. Also nahm ich die Landkarte aus dem Reiseführer in die Hand und schaute einfach welches Dorf am nächstes liegt und hoffte, dass der Wanderweg dort beginnen würde.


Anópolis - Start des Wanderweges nach Loutro


Und so fuhren wir nach Anópolis. Den Wanderweg hatten wir leicht gefunden. Er beginnt direkt am Ortseingang. Ein wenig wunderte uns schon warum so viele Autos inmitten der Serpentinen auf halber Strecke parkten. Naja egal. Wir hatten unseren "alten Hirtenweg" gefunden und sahen auch schon Loutro in der Ferne. Nach zwei Minuten kreuzten auch schon Schafe unseren Weg und rannten aufgeregt von der einen Seite zur anderen. Ihre Glöckchen machen mächtig Krach. 

Das Navi hatte endlich einen Weg gefunden und meinte 3,5 Kilometer bis zum Ziel. Der Weg begann leicht, zwar abschüssig. Aber leicht zu laufen. Das Blatt wendete sich jedoch rasch. Der Weg wurde zur Qual. Manchmal wussten wir gar nicht mehr wo denn nun der Weg entlang führt und so hüpften wir von Stein zu Stein. Unterwegs sahen wir einen halb verwesten Tierkörper. Wahrscheinlich eine Ziege. Sie hatte den Weg also nicht überstanden.


Loutro von oben


Obwohl hin und wieder gelbe Markierungssteine zu erkennen waren, war es schwierig voranzukommen. Manchmal kürzten wir die Strecke ab und liefen mit Schuss den steilen Berg hinunter. Aber die Steine waren locker, ein falscher Tritt und das Geröll rutschte uns unter den Füßen weg.

Außerdem kam erschwerend hinzu, dass wir fälschlicherweise ein kleines Stückchen in die falsche Richtung gelaufen waren, da auch ein Wanderweg um Loutro herumführt. Basti bemerkte unseren Irrtum gerade noch rechtzeitig und wir kehrten um.

Ein kleines Trostpflaster: Die Kräuter am Wegesrand rochen so intensiv, herrlich. Thymian war der vorherrschende Geruch. Unter den wenigen Bäumen, die des Weges ihre Wurzeln in die Felswand geschlagen hatten, summten Bienchen ihr frohes Lied.  Basti und ich stoppten immer wieder, um nach Luft zu schnappen, etwas zu trinken und vorallem um die atemberaubende Landschaft zu bewundern. Es sah so schön aus, wie das kleine Dorf zwischen Meer und Gebirgsmassiv immer größer wurde.



Wegmarkierung

Wanderweg nach Loutro von Anópolis ausgehend



Endlich unten angekommen, gingen wir durch ein Tor und betraten das Dorf. Die Dorfbewohner hämmerten schon eifrig ihre Fensterläden zu. Schließlich war es die letzte Woche einer langen und anstrengenden Saison. Wir liefen zum Strand und sahen einen kleinen Jungen, der mit Schnorchel im Meer badete. Die zwei Fischerboote, die ich schon aus den Bergen sehen konnte, wippten noch immer im Takt der Wellen mit.

Zunächst mussten wir aber eine wichtige Entscheidung treffen: Wie wollten wir es mit dem Rückweg machen?

Den gleichen Weg noch einmal hoch zu laufen, hätte mindestens die doppelte Zeit und Kraft in Anspruch genommen und um diese Jahreszeit geht die Sonne auf Kreta schon um 18 Uhr unter. Im Dunklen hätten wir keine Chance gehabt ober sicher anzukommen. Wir fanden den Weg schon im Hellen nur mit Mühe. Notgedrungen mussten wir den Rückweg mit der Fähre antreten.

Wir erkundigten uns also in einer Taverne wann die letzte Fähre ablegen würde. Zwischen 17 und 17.30 Uhr erklärte uns der Wirt.

Wir hatten also noch ein wenig Zeit, um uns umzuschauen und die Beschaulichkeit des Ortes zu genießen. Wir nahmen in der Taverne direkt am Meer Platz und bestellten uns eine kleine Stärkung, die wir uns nach dieser anstrengenden Wanderung redlich verdient hatten.





Gegen 17 Uhr versammelten sich über 30 Menschen an der Anlegestelle und warteten auf die Fähre nach Chóra Sfakion. Das Kartenhäuschen machte auf und wir konnten endlich unsere Tickets kaufen. Ein kleiner Junge lief einer Katze hinterher, die er streicheln wollte undder Vater lief dem Sohnemann hinterher, um aufzupassen, dass sein Kind nicht ins Wasser fällt. Ein Bild für die Götter. :)

Unsere Fähre war rasch mit Urlaubern gefüllt und so wir bekamen nur noch einen Stehplatz. Aber die Fahrt dauert ja auch nur 15 Minuten. Zwischen Koffern eingequetscht schaute ich noch ein letztes Mal nach Loutro, über dessen Himmel gerade die Sonne unterging.


im Café

Als wir wieder in Chóra Sfakion ankamen, verließ mich meine romantische Stimmung ganz schnell wieder. Mist. Unser Auto stand ja 12 Kilometer weiter bergauf. Und im Dunkeln die engen, steilen Serpentinen hochlaufen? Nie im Leben. Zu gefährlich. Die Straße ist unbeleuchtet und hat keinen Gehweg. Eine andere Lösung musste her. Ein Taxi sollte die Rettung sein. Im Supermarkt rief man uns eins, jedoch mussten wir anderthalb Stunden darauf warten, da es erst aus Rethimno kam.

Die Zeit bis dahin vertrieben wir uns, indem wir den Tavernenbesitzern beim Putzen zuschauten. Überall wurde aufgeräumt und ausgemistet. Die Kinder der Tavernenbesitzer spielten mit den Souvenirs und bekamen einen Anschiss als sie entdeckt wurden. Schließlich sollte das noch verkauft werden. :)

Gerade als der Service, die Tür zum Restaurant schließen wollte, kamen wir in unserem Hotel an. Glücklicherweise durften wir noch essen und kamen mit der jungen Serviceangestellten darüber hinaus ins Gespräch. Sie meinte, dass unser "Wanderweg" sehr gefährlich sei und dass da schon ein paar Unfälle passiert sind. Generell ist Loutro aber wunderschön - besonders am Abend, wenn alle Tagestouristen mit der letzten Fähre abgelegt haben und nur noch die Bewohner und Übernachtungsgäste da seien. Dann würde es sehr still sein und man könnte erst so richtig vom Stress des Alltags entspannen.

Das nächste Mal bleiben wir über Nacht in Loutro.


Fähre nach Chóra Sfakion


 Reiseinformationen:

  • Loutro ist mit der Fähre, auch Autofähre, einem Bootstaxi oder zu Fuß zu erreichen.
  • Eine Fährfahrt kostet pro Person 6 Euro (Stand Oktober 2015)
  • Pro Bootstaxi und Fahrt bezahlt man 25 Euro
  • Es gibt 2 Wanderwege. Eine Tour sollte man unbedingt vormittags starten.
  • Ein Wanderweg führt von Anópolis auf einem 3,5 km steilen Weg nach Loutro.
  • Ein anderer Wanderweg führt direkt am Meer entlang nach Loutro. Startpunkt ist eine Kurve auf der serpentinenreichen Strecke nach Anópolis. Der Weg ist 7km lang. Es gibt eine Bademöglichkeit.

Quelle: Google maps                                                                                                                                             Unser Wanderweg

Quelle: Google maps                                                                                                                                               Die leichte Route

3 Kommentare:

  1. Danke! Ich schaue gleich mal auf deinem Blog vorbei.
    LG Myriam

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  2. Das ist ja ein malerisches kleines Örtchen! Sehr schöne Fotos. Ich war leider noch nie in der Gegend, aber stelle ich mir auf jeden Fall sehr schön vor!

    Liebe Grüße
    Jana

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  3. Ohh, von dort haben wir (soweit ich mich erinnere) damals dieses verrückte Wassertaxi genommen! :) Ein Traum!

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