Saarbrücken ist in vielerlei Hinsicht das Herz des Saarlandes. Der gesamte Ballungsraum erstreckt sich sogar bis über die Landesgrenze. Die räumliche und geschichtliche Nähe zum Nachbarland ist überall in der Stadt zu spüren. Der typische französische Charme wird bereits beim Verlassen des Bahnhofs versprüht: Cafés, die malerisch unter den Kronen großer ausladener Bäume platziert sind, wie in Paris, oder französische Wortfetzen, die man überall hört, tragen zu diesem Gesamteindruck bei.
Alte Brücke Saarbrücken |
In dem gleichen Moment als unsere Autorin Tanja Karmann erwähnte, dass sie im Deutsch Französischen Garten in Saarbrücken eine Lagerfeuerlesung organisiert hat, suchte ich auch schon nach einer günstigen Zugverbindung und einem ruhigen Hotel. Für alle, die es noch nicht wissen: Ich arbeite in einem Leipziger Verlag und bin dort u.a. fürs Marketing zuständig.
Ich beschloss also übers Wochenende nach Saarbrücken zu fahren, die Lesung zu besuchen und mir Saarbrücken anzusehen. Ich mag kurze Wochenendtrips, da ich immer das Gefühl habe total erholt zurückzukehren und außerdem reizen mich immer Orte an denen ich noch nicht war. Besonders, wenn diese im eigenen Land liegen. Ich will mir schließlich nicht nachsagen lassen, dass ich Deutschland nicht kenne. ;) So nun aber genug zu den Beweggründen meiner Saarbrücken Reise.
Da Tanja in Saarbrücken studiert hat und etliche Jahre in der Stadt gelebt hat, hab ich sie einfach nach ihren Tipps gefragt. Ich habe nicht alles an einem Tag geschafft, aber die Tipps geb ich euch zum Abschluss trotzdem weiter.
Mit dem "Innenstadtplan Saarbrücken" Flyer aus dem Hotel und Tanjas Empfehlungen startete ich am Samstag meine Erkundungstour durch Saarbrücken. Ganz ohne Handy-Navi ging es vom Hotel Madeleine in der Cecilienstraße aus in Richtung Rathaus. Meine 15 Highlights habe ich mit den Tipps von Tanja Karmann für euch zusammengetragen:
Rathaus St. Johann
Vor dem Rathaus dirigierte ein gestresster Fotograf eine kreuz und quer wuselnde Hochzeitsgesellschaft an Ort und Stelle. Ich wandte mich belustigt ab und warf währenddessen einen genaueren Blick auf das um 1900 eingeweihte neugotische Profangebäude. Das malerische Rathaus mit seinem asymmetrischen Grundriss erinnert eher an eine Kathedrale als an ein Verwaltungsgebäude, aber die filigranen Details und Türmchen ließen auch den Schluss zu, dies sei die Residenz einer Märchenprinzessin. Wer sich für Architektur bzw. (Bau-) Geschichte interessiert, sollte unbedingt hineingehen. Mich zog es an dieser Stelle weiter.
St. Johanner Markt
Wenige Schritte vom Rathaus entfernt, befindet sich der St. Johanner Markt. Laut Tanja ein absolutes Muss. St. Johann an der Saar war bis 1909 eine eigenständige Gemeinde dessen Zentrum dieser Marktplatz war. Das Stadtrecht erhielt St. Johann bereits 1322. In den 1970er Jahren wurde das Areal umgestaltet und ist heute eine Fußgängerzone, die zum Verweilen und Flanieren einlädt. Vom barocken Marktbrunnen schaut man bis zum Schloss. Der Wochenmarkt findet am Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag statt.
Alte Brücke
Da mein eigentliches (Haupt-) Ziel das Saarbrücker Schloss mit der unterirdischen Burganlage war, lief ich weiter in Richtung Saar. Die Alte Brücke ist die älteste erhaltene Brücke im Saarland und verbindet den Stadtteil St. Johann mit Alt-Saarbrücken. Sie ist nur für Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Erstmals wurde sie 1546 bis 1547 erbaut. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Von dieser Geschichte spürt man heute leider nichts mehr. Was man hingegen sehr deutlich spürt, ist die Stadtautobahn A620, die unterhalb der Brücke verläuft. Die Geschwindigkeit der Autos versetzt die Brücke leicht in Schwingung. Ein komisches Gefühl. Wenn ihr über die Brücke lauft, kommt ihr bei der Schlosskirche heraus. Es gibt auch die Möglichkeit eine Treppe zur Saar hinabzusteigen. Hier könnt ihr am Ufer entlang spazieren gehen.
Die Alte Brücke führt über die Saar und die Stadtautobahn direkt zur Schlosskirche |
Saarbrücker Schloss und Schlossgarten
Das Schloss hatte eine mittelalterliche Burg und später ein Renaissance Schloss als Vorgängerbauten. Heute ist das Schloss "nur" ein Verwaltungssitz und es ist nicht sonderlich interessant durch die langen Flure zu laufen. Allerdings wurden erst vor ein paar Jahren Teile der Burganlage unterhalb des Schlossplatzes freigelegt. Diese Kasematten sind über das Historische Museum zu betreten und zu besichtigen. Hinter dem Schloss liegt der Schlossgarten mit einem Brunnen und einem historischen Kräuterbeet. Vom Saarfelsen, auf dem Schloss und Garten gelegen sind, blickt man bereits seit Jahrhunderten auf die Saar und das Saartal.
Saarbrücker Schloss |
Schlossgarten mit Kräuterbeet zur Erinnerung an Hieronymus Bock (Pionier der Heilkräuterkunde) |
Historisches Museum Saar mit unterirdrischer Burganlage und Kasematten
"es war super gut das ist das Beste Mosiom auf der ganzen Welt", schrieb Marine ins Besucherbuch des Museums. Das machte mich natürlich noch neugieriger auf dieses Museum und ich wurde nicht enttäuscht. In den über zwei Stunden lief ich vierzehn Meter unter dem Schlossplatz durch die unterirdische Burganlage, konnte einiges selbst anfassen und ausprobieren, und erfuhr viel über die Geschichte der Saarregion, die stets eng mit Frankreich verbunden war und natürlich noch ist.
Das "Castellum Sarabrucca" wurde erstmals 999 erwähnt. Jedoch ist nicht bekannt wie diese Burg aussah. Die ersten Überreste stammen aus dem 13. Jahrhundert. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Burg verändert, modernisiert und so der jeweiligen neusten Waffen- und Verteidigungstechnik angepasst - bis die Zeit der Burgen und Ritter endete. Im 17. Jahrhundert ließ Graf Ludwig II. ein Renaissance Schloss unter Einbeziehung der alten Türme errichten. Der Burggraben und die Bastionen blieben erhalten, gerieten aber in Vergessenheit. Erst als Ende des 19. Jahrhundert ein Wagen ins Gewölbe einbrach, wurde die Burg wieder entdeckt. Über 100 später wurden die Wehranlagen dann endlich freigelegt und 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Renaissance Schloss wurde übrigens später ebenfalls abgerissen und durch ein Barockschloss ersetzt. Es ist noch bis heute erhalten, wenn auch mit Veränderungen.
Unterirdisch sind der Rote Turm, die Zisterne, die Bastionen, die Schießkammer und die Kasematten zu erkunden. Im Museum ist die Geschichte Saarbrückens und des Saarlandes in Epochen eingeteilt: Angefangen von der Kaiserzeit (1870-1914), dem Ersten Weltkrieg (1914-1918), dem Saargebiet (1920-1935), über den Zweiten Weltkrieg bis hin zur Geschichte des Saarlandes (1945-1959).
Wer Ende des 19. Jahrhunderts in Saarbrücken oder der Saarregion geboren wurde und dort wohnen blieb, hatte nicht weniger als 5 verschiedene Pässe: 1. als Preuße oder Bayer, 2. als Einwohner des Saargebietes, 3. als Reichsdeutscher, 4. als Saarländer und 5. als Bürger der Bundesrepublik.
Mir hat das Historische Museum Saar genauso gut wie der kleinen Marine gefallen. Auf 3000qm Ausstellungsfläche reist man durch die Zeit und erfährt anhand von kurzweiligen Tafeln, Video- und Tonbandaufnahmen sowie anhand von einer Vielzahl von Exponaten viel über das wechselvolle Schicksal der Saarländer.
Öffnungszeiten: Di., Do.-So.: 10 - 18 Uhr; Mi.: 10 - 20 Uhr; Mo.: geschlossen
Eintrittspreise: Erw. 6,00 EUR; erm. Eintritt 3,00 EUR; Kinder und Jugendiche bis 18 J., Schüler, Empfänger von ALG1 und ALG 2, Sozialhilfeempfänger, Asylbewerber mit gültigem Nachweis erhalten freier Eintritt; Tipp: jeden ersten Mittwoch im Monat erhalten alle freien Eintritt.
Anreise: Das Museum ist zentral in der Innenstadt gelegen und vom Bahnhof in 20 Minuten gut zu Fuß zu erreichen.
Fotoerlaubnis: In der unterirdischen Burganlage sind Aufnahmen erlaubt, in der Ausstellung allerdings nicht.
Das "Castellum Sarabrucca" wurde erstmals 999 erwähnt. Jedoch ist nicht bekannt wie diese Burg aussah. Die ersten Überreste stammen aus dem 13. Jahrhundert. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Burg verändert, modernisiert und so der jeweiligen neusten Waffen- und Verteidigungstechnik angepasst - bis die Zeit der Burgen und Ritter endete. Im 17. Jahrhundert ließ Graf Ludwig II. ein Renaissance Schloss unter Einbeziehung der alten Türme errichten. Der Burggraben und die Bastionen blieben erhalten, gerieten aber in Vergessenheit. Erst als Ende des 19. Jahrhundert ein Wagen ins Gewölbe einbrach, wurde die Burg wieder entdeckt. Über 100 später wurden die Wehranlagen dann endlich freigelegt und 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Renaissance Schloss wurde übrigens später ebenfalls abgerissen und durch ein Barockschloss ersetzt. Es ist noch bis heute erhalten, wenn auch mit Veränderungen.
Unterirdisch sind der Rote Turm, die Zisterne, die Bastionen, die Schießkammer und die Kasematten zu erkunden. Im Museum ist die Geschichte Saarbrückens und des Saarlandes in Epochen eingeteilt: Angefangen von der Kaiserzeit (1870-1914), dem Ersten Weltkrieg (1914-1918), dem Saargebiet (1920-1935), über den Zweiten Weltkrieg bis hin zur Geschichte des Saarlandes (1945-1959).
Wer Ende des 19. Jahrhunderts in Saarbrücken oder der Saarregion geboren wurde und dort wohnen blieb, hatte nicht weniger als 5 verschiedene Pässe: 1. als Preuße oder Bayer, 2. als Einwohner des Saargebietes, 3. als Reichsdeutscher, 4. als Saarländer und 5. als Bürger der Bundesrepublik.
Mir hat das Historische Museum Saar genauso gut wie der kleinen Marine gefallen. Auf 3000qm Ausstellungsfläche reist man durch die Zeit und erfährt anhand von kurzweiligen Tafeln, Video- und Tonbandaufnahmen sowie anhand von einer Vielzahl von Exponaten viel über das wechselvolle Schicksal der Saarländer.
Öffnungszeiten: Di., Do.-So.: 10 - 18 Uhr; Mi.: 10 - 20 Uhr; Mo.: geschlossen
Eintrittspreise: Erw. 6,00 EUR; erm. Eintritt 3,00 EUR; Kinder und Jugendiche bis 18 J., Schüler, Empfänger von ALG1 und ALG 2, Sozialhilfeempfänger, Asylbewerber mit gültigem Nachweis erhalten freier Eintritt; Tipp: jeden ersten Mittwoch im Monat erhalten alle freien Eintritt.
Anreise: Das Museum ist zentral in der Innenstadt gelegen und vom Bahnhof in 20 Minuten gut zu Fuß zu erreichen.
Fotoerlaubnis: In der unterirdischen Burganlage sind Aufnahmen erlaubt, in der Ausstellung allerdings nicht.
Zugang zur unterirdischen Burganlage |
Mittels einer "Dreh-Tonne" taucht ihr in die bewegte Geschichte dieses Ortes ein. |
Ritterrüstung zum Anfassen und Ausprobieren. |
Ludwigkirche
Die evangelische Barockkirche ist das Wahrzeichen der Stadt. Benannt nach ihrem letzten Bauherren, dem nassau-saarbrückischen Fürsten Ludwig, ist sie neben der Dredner Frauenkirche und dem Hamburger Michel eine der bedeutendsten evangelischen barocken Kirchenbauten Deutschlands. Die Bauplände zur Kirche lieferte der Architekt Friedrich Joachim Stengel - ein Name an den man in Saarbrücken nicht vorbeikommt. Es lohnt sich auch die Innenarchitektur der Kirche anzuschauen und dabei dem Organisten zu lauschen oder eine Kerze anzuzünden. Ich habe beides gemacht.
Barocke Ludwigskirche in Saarbrücken |
Orgel der Ludwigskirche |
Da ich noch etwas Zeit hatte, lief ich zurück zur Saar:
Saarkran
Der Saarkran steht unterhalb der Wilheln-Heinrich-Brücke und erinnert an die blühende Handelsgeschichte der Stadt. 1761 wurde er nach den Plänen des Architekten Friedrich Joachim Stengels von der Krahnen-Gesellschaft
errichtet. Der Kran wurde nach mehrfacher Zerstörung schließlich wieder 1991 durch Spenden aufgebaut. Leider musste der Ausleger aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Dieser wird gerade restauriert.
Bismarckbrücke und Saar-Ufer
Die denkmalgeschützte Brücke im Stadtteil St. Johann überquert die Saar und mündet in einem Verkehrskreisel. Auf St. Johanner Seite beginnt bei der Brücke die Parkanlage Staden und lädt zum Joggen, Spazieren gehen oder einfach nur zum Entspannen ein.
Bismarckbrücke Saarbrücken |
Entspannung am Saar Ufer |
Deutsch Französicher Garten und das Deutsch Französische Café
Da es von der Saarbrücker Innenstadt bis zum Deutsch-Französischen-Garten nur rund 2 km sind, bin ich diese Strecke über die Heuduckstraße gelaufen und einfach den Verkehrsschildern gefolgt. Ich betrat den Garten über den Nordeingang und war überrascht wie viele Enten, Gänse, Schwäne und Co. dort fröhlich rumschnatterten. Ich mag Federgetier nicht sonderlich und so war ich glücklich, dass sich die Tiere nur um den Teich gruppierten. Im Park waren viele Menschen unterwegs, es gibt u.a. eine Parkeisenbahn, einen Seilbahn, eine Parkbühne und das Deutsch-Französische-Café - den romantischsten Biergarten der Stadt. Nach meinem langen Marsch durch die Stadt war ich froh eine so idyllische Einkehr gefunden zu haben. Ich bestellte mir eine Erfrischung, einen leckeren Burger und als Tanja da war noch ein Stück leckeren Guinness-Kuchen. Davon hatte ich vorher (trotz meiner 3 Monate in Irland) noch nie gehört, aber Schokokuchen mit etwas Guinness Bier ist echt lecker. Das Café kann ich euch wirklich empfehlen, da die Besitzerin alle Kuchen selbst backt und der Biergarten liebevoll eingerichtet ist. Außerdem gibt es immer wieder coole Events, wie die Lagerfeuerlesung mit Tanja Karmann.
Der Garten wurde von deutschen und französischen Gartenarchitekten gemeinsam entworfen und gilt als Symbol für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. An den Wochenenden finden hier sowohl deutsche als auch französische Familien Erholung.
Deutsch-Französischer-Garten in Saarbrücken |
Deutsch-Französischer-Garten in Saarbrücken |
Deutsch-Französisches-Café Saarbrücken |
Idyllisch und romantisch |
... und den besten Kuchen in Saarbrücken gibts nur hier! |
Kulinarische Tipps von Tanja:
Da ich nach meinem leckeren Frühstück im Hotel Madeleine erst wieder im Deutsch-Französchen-Café Hunger hatte, folgen nun drei kulinatische Tipps von Autorin Tanja Karmann:
- In der Baker Street genießt ihr die Teatime und leckere Scones mit Clotted Cream im Ambiente eines victorianischen Pubs. Jeden Sonntag gibt es von 10 - 13 Uhr ein Full English Breakfast Buffet. Tagsüber Café/Tearoom und abends Victoran-Pub.
- Gebrüder Kalinski - Wurstwirtschaft: Laut Tanja gibt es hier die beste Currywurst der Stadt, auch in vegan.
Habt ihr weitere Tipps für Saarbrücken?
Oder welche andere deutsche Stadt bzw. Region muss ich mir noch unbedingt ansehen?
Ich freue mich über eure Kommentare.
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